laut.de-Kritik
Die Biedermann versucht sich als Rock-Röhre.
Review von Mathias MöllerDie Pop-Industrie ist wieder bereit, uns zu rocken. Diesen Eindruck vermittelt das neue Album "Break On Through" von Jeanette Biedermann, die sich ja schon auf "Rock My Life" ein rockigeres Image hatte schustern lassen. Jetzt kommt sie uns mit Titeln wie "Burning Alive", "Rebelution" oder "Kick Up The Fire". Ist das noch die Jeanette, die wir kennen, das Popsternchen mit Starambitionen? Keine Angst, das ist sie!
Das Album eröffnet mit der erträglichen Vorab-Single "Rockin' On Heaven's Floor", und das war's dann leider auch schon mit den hörbaren Titeln auf "Break On Through". Das Piano-Intro von "Hold The Line" ist von HIMs "Join Me (In Death)" gestohlen und wartet mit so flachen wie anbiedernden Textzeilen wie "Don't be so shy, guy, I stay with you to fulfill your dreams!" auf. Hier scheint es um Telefonsex zu gehen, und da bleibt nur: Schnell auflegen!
Die "rockigen" Stücke wie "Burning Alive" oder "Rebelution" haben keinen Druck und wirken durch den poppigen Gesang oder den Einsatz von Keyboards stillos und konstruiert. "Himalaya" soll wohl Esoterik transportieren, doch das funktioniert trotz ethnischem Gesang nicht. Hier zeigt sich auch, dass Fräulein Biedermanns Stimme in der Höhe dünn ist wie die Luft am K2.
Der Rest rekrutiert sich aus dem bekannten Popmischmasch mit einer rockig angehauchten Gitarre. "We Are The Living" ist einigermaßen hörbar und wird wohl als eine der nächsten Singles herhalten müssen. Auf dem Rest des Albums - immerhin gibt es sechzehn Songs mit fast einer Stunde Spielzeit - quält sich Jeanette und den Hörer durch Balladen, Pop-Songs im schlechteren Sinne des Wortes und entstellte Rock-Hybriden.
Leider kann Frau Biedermann auch auf "Break On Through" nicht mit ihrem Äußeren über stimmlichen Unzulänglichkeiten hinweg täuschen. Manche Songs wie zum Beispiel "Highflyer" oder "True Blue Heroes" sind schlicht eine Beleidigung fürs Ohr. Sollte "Break On Through" der Versuch sein, mit englischen Texten einen gewissen angelsächsischen Standard in der deutschen Poplandschaft zu etablieren, so ist dieser gründlich misslungen.
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