laut.de-Kritik
Viele Köche verderben nicht immer den Brei.
Review von Kai ButterweckAuch auf seinem dritten Album lässt sich der Wahl-Berliner Jim Kroft in keine Schublade pressen. Der gebürtige Schotte eröffnet sein Werk mit einem cleanen, eher unspektakulären Indie-Popper, der in einen wehmütigen Refrain samt The Edge-Tribute-Gitarren mündet.
Auch an das folgende "I Hope You Know" erinnert man sich später vor allem wegen des leicht zugänglichen Chorus. Der Beginn führt einen also auf geradem Wege in Richtung Gitarren-Pop der seichten und unaufdringlichen Sorte. Doch der Schein trügt, denn "Through My Weakness" beweist, dass Jim Kroft und seine vierköpfige Backing-Band auch mit dynamischen Finessen aufwarten.
Nach anfänglichem Songwriter-Gezupfe, entwickelt sich der Song zur Mitte hin in einen treibenden Indierocker mit angezerrten Sechssaitern und scheppernden Hi-Hats. Nicht minder krachend schieben sich die Gitarren im Refrain der ersten Single "Tell Me (Where To Begin)" in den Vordergrund und verbannen dabei hüpfende Piano-Klänge und beschwingte 60s-Anleihen auf die Reservebank.
Auf "The Hooligan Army" machen sich urplötzlich aufrüttelnde Strobo-Synthies breit, die Erinnerungen an hibbelige Achtziger-Abende im Berliner Linientreu wecken. Nach einer knappen halben Minute gesellt sich jedoch der Rest des Kollektivs dazu und lässt aus dem anfänglichen Retro-Alleingang einen voluminösen Indiepop-Song entstehen, der sich tanzwütig seinen Weg auf die Tanzfläche bahnt.
"Threads" beendet die erste Hälfte des Albums ähnlich detailverliebt wie "Through My Weakness", nur dass die Laut/Leise-Akzente hier nicht ganz so offensichtlich parken. Stampfende Rhythmen bestimmen das Bild auf "There's Something Missing", während sich das gläserne Organ des Hauptverantwortlichen auf dem funkigen "The Loneliness Of The Vampire" in Falsett-Höhen windet.
Nach dem tiefenentspannten Mystik-Dreieinhalbminüter "Celebrate" fasst man zum Abschluss das vorangegangene Gesamtpaket noch einmal komplett zusammen. Und so stehen am Ende reichlich Genre-Abgesandte Spalier und grinsen mit hochgehaltenen "Have fun while defining"-Schildern um die Wette. Pop? Indie? Rock? Dance? Folk? Schwer zu sagen - letztlich aber auch egal, solange die Zutaten gut schmecken.
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