laut.de-Kritik
Gut gelaunter Country mit Strand-Atmosphäre.
Review von Giuliano BenassiSchaut man sich das Cover an, ist kaum zu glauben, dass dieses Album im Juni 2004 auf Platz 1 in die US-Charts einstieg und sich in der ersten Woche 500.000 Mal verkaufte. Zwar ist Jimmy Buffett in seinem Heimatland ein durchaus erfolgreicher Musiker und kann seit Mitte der 90er Jahre wieder an seine Erfolge in den 70ern anknüpfen. Selbst ihn dürfte es aber überraschen, dass er mit seiner 39. Veröffentlichung zum ersten Mal die Top-Position geknackt hat.
Sein Rezept dafür ist einfach: gute Laune, fähige Begleitmusiker und Material, das sich zwar nicht originell anhört, dennoch seine Unterschrift trägt. Sang nicht schon Johnny Cash das Hank Williams-Stück "Hey Good Lookin'" zu Beginn seiner Karriere oder "Sea Of Heartbreak" kurz vor ihrem Ende? Egal: In den Versionen von Buffett und seinen Mitstreitern klingen beide frisch.
Barsongs stelle er hier vor, Stücke also, die er nicht in Stadien, sondern eher bei kleinen, unangekündigten Auftritten in Kneipen aufführe, erklärt Buffett auf seiner Homepage. Die Stimmung auf "Licence To Chill" ist gerade bei den Balladen entsprechend intim. Dazu zählen "Boats To Build" im Duett mit Alan Jackson, "Trip Around The Sun" mit Martina McBride, "Playin' The Loser Again" mit Bill Withers, "Someone I Used To Love" mit Nancy Griffiths und das alleine vorgetragene "Anything, Anytime, Anywhere".
Trotz der Unterstützung zahlreicher Country-Größen schimmern karibische Pop-Einflusse durch. Kein Wunder, entstand das Album in Florida in einem ehemaligen Fischerschuppen direkt am Strand. Zwar geraten die Lieder oft eine Spur zu schmalzig, eine gewisse Anziehungskraft ist ihnen aber nicht abzusprechen, zumal die Auswahl auch die eine oder andere Überraschung bereit hält. "Scarlet Begonias" etwa stammt aus der Feder Grateful Deads, "Coastal Confessions" ist eine ironische Abrechnung mit katholischen Riten. "42 Jahre seit meiner letzten Beichte. Vater, haben sie eine Woche Zeit? Dann legen wir mal los. Also, ich hatte unreine Gedanken, habe Hasch geraucht, habe Erdnuss-Butter geklaut ... Vater, wachen sie auf!", spricht er am Ende des Liedes aufs Band.
Warum Buffett der große Sprung erst gute dreißig Jahre nach seinem Debüt gelungen ist, bleibt auch nach mehrmaligem Hören des Albums ein Geheimnis - so viel besser als die meisten seiner Vorgänger hört sich "License To Chill" nicht an. Vielleicht liegt es daran, dass Buffett unabhängig von seiner Chartpositionierung eine Garantie für fröhliche und entspannte Stimmung gibt.
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