laut.de-Kritik
Ein wenig zu brav geraten, mit 55 muß man halt keine Mauern mehr einreißen
Review von Stefan FriedrichDa ist es also, das zweiundzwanzigste Album von Joe Cocker. Sicherlich kein Meilenstein, aber auch kein Fauxpas, anbrennen läßt der Mann nichts mehr. "No Ordinary World" ist eine typische 90er Jahre Cocker Platte - ein gewisser (sicherlich auch hoher) Standard wird gehalten, aber die wirklich ganz großen Songs, von denen es in seiner Karriere etliche gab, sie fehlen leider.
An Leonard Cohens "First We Take Manhatten" haben sich vor ihm schon andere versucht und seine Version kann durchaus als gut bezeichnet werden. Auch Steve Winwoods "While You See A Chance" hat im neuen Gewand seine Reize, doch bewies der Mann mit der Reibeisenstimme früher ein glücklicheres Händchen bei der Auswahl der Stücke. Alles wirkt ein wenig brav und auch wenn man mit 55 sicherlich auch keine Mauern mehr einreißen muß, so fehlt mir doch ein wenig der Mann, der sich mit Songs wie "Unchain My Heart" oder "With A Little Help From My Friends" ganze Stadien in seinen Bann zog.
Etwas mehr Rock und ein bißchen weniger Pop hätte "No Ordinary World" vermutlich gut getan. Allerdings ist seine Stimme halt auch nicht mehr das, was sie mal war... Natürlich enthält das Album einen Haufen schöne Songs, aber kaum einer will so recht zünden.
3.5 Punkte für die Platte und einen halben dafür, dass Joe Cocker sich treu geblieben ist und nicht auf die Idee kam, haufenweise Samples oder ähnliches einzusetzen. Denn so lieben ihn seine Fans.
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