laut.de-Kritik
Des Meisters rauchig-soulige Stimme ist ein Déjà-vu-Erlebnis fürs Gehör.
Review von Joachim GaugerWenn es so etwas wie ein Déjà-vu-Erlebnis fürs Gehör gäbe, dann könnte man damit den Eindruck umschreiben, den das neue Joe Cocker Album "Respect Yourself" beim ersten Anhören hinterlässt. Die meisten Songs klingen irgendwie vertraut. Das mag einerseits daran liegen, dass der Meister der rauchig-souligen Stimme die Ohren seines Publikums inzwischen seit 30 Jahren mit seinem unverkennbaren Stil verwöhnt. Andererseits finden sich auf seinem 20. Studioalbum auch einige Coverversionen, die Cocker durch seine Interpretation zu dem werden lässt, was man zweifellos in der Kategorie "zeitlose Klassiker" einordnen kann - falls sie dieser nicht sowieso schon angehören.
Zu diesen "zeitlosen Klassikern" kann man unter anderem die gefühlvolle Ballade "Every Time It Rains" sowie den eher rockig anmutenden Song "Never Tear Us Apart" zählen. Das Original zu "Every Time It Rains" stammt vom diesjährigen Ocsar-Preisträger Randy Newman. Der Musikproduzent und Sänger hatte das Stück ursprünglich für Michael Jackson geschrieben, es dann jedoch 1999 für sein eigenes Album "Bad Love" eingespielt und verewigt sich nun durch die eindringliche Darbietung Joe Cockers ein weiteres Mal in der Musikgeschichte. Ähnlich verhält es sich mit dem Lied "Never Tear Us Apart", das vermutlich alte INXS-Fans aufhorchen lassen dürfte, denn es wurde seinerzeit von Michael Hutchence & Co. zum Besten gegeben. Zwar ist bei Cockers Version anfangs statt der rockigen Gitarren ein Streicherensemble zu hören, doch die kurze Passage, in der die E-Gitarre dominiert, lässt den Geist von Hutchence für wenige Sekunden wiederaufleben - oder zumindest die Erinnerung an ihn und seine Band.
Allerdings entsteht beim Hören nie der Eindruck, dass die CD nichts Neues zu bieten hat. Joe Cocker setzt bei "Respect Yourself" auf eine gute Mischung aus alten und neuen Stücken, die sich bereits bei seinen früheren Alben bewährt hat. Für den frischen Wind auf diesem jüngsten Album sorgt Produzent John Shanks, der schon mit Musikgrößen wie Rod Stewart, Sheryl Crow, Stevie Nicks und Michelle Branch zusammengearbeitet hat. Aus seiner Feder stammt, neben fünf weiteren Titeln, auch die erste Single "You Can't Have My Heart", in der Cocker eine zerbrochene Beziehung besingt.
Insgesamt bietet das neue Album des 58-jährigen Engländers ein Potpourri aus eindringlichen, ausdrucksstarken Songs, wie man sie von einem Joe Cocker erwarten kann und die ihresgleichen suchen. "Respect Yourself" lässt keine Zweifel: Dieser Mann besitzt das nötige Selbstbewusstsein, sich und seiner Linie treu zu bleiben - auch auf die Gefahr hin, dass der eine oder andere Song so klingt, als hätte man ihn schon mal irgendwo gehört.
Noch keine Kommentare