laut.de-Kritik

Für Savatage-Fans ein Pflichtkauf!

Review von

Es hat immer mehr den Anschein, als müsse man sich mit der Tatsache abfinden, dass Savatage in die ewigen Jagdgründe eingegangen sind. Das Trans Siberian Orchestra nimmt immer mehr Fahrt auf und bremst jegliche Entwicklung der Stammcombo von Jon Oliva aus.

Umso seltsamer mutet es an, dass diese vermeintliche Soloprojekt des Mountain Kings eine massive Savatage-Schlagseite hat. Haben sich die Dr. Butcher-Sachen musikalisch ein gutes Stück vom Sava-Sound entfernt, so klingt "Tage Mahal" beinahe wie die lang erwartete nächste Scheibe der Power Metal Kings aus Florida. Warum der Kerl das Album aber mit der ehemaligen Hintermannschaft seines Ex-Sängers Zack Stevens (Circle II Circle) eingespielt hat, bleibt mir ein Rätsel.

Immerhin langweilt sich Chris Caffery laut eigenen Aussagen fast zu Tode (trotz der Veröffentlichung seiner Solo-Scheiben) und wäre für die nächste Savatage-Scheibe jederzeit zu haben. Klingt für mich zumindest nach irgendwelchen dämlichen Business-Angelegenheiten, die die Zusammenarbeit zweier genialer Musiker unnötigerweise verzögern, oder gar verhindern. Aber kommen wir zum eigentlich Album.

Jon hat mit "Tage Mahal" wie gesagt eigentlich genau da weiter gemacht, wo Savatage mit ihren letzten Alben (das eher durchschnittliche "Poets And Madmen" mal ausgenommen) aufgehört haben. Die Riffs haben wieder mehr Kraft, und vor allem die Vocals von Mr. Oliva sorgen des öfteren für ein richtiges Gänsehaut-Feeling. Immer wieder drängt sich der Eindruck auf, dass man es hier mit der Fortsetzung von "Streets" zu tun hat, und umso mehr schmerzt das Nichtvorhandensein von Saitenwizard Chris Caffery.

Schon der sehr orchestrale Opener "The Dark" macht klar, in welche Richtung das Material geht. An krachigen Riffs gibt es eigentlich keinen Mangel, aber ein Großteil der Songs erinnert stark an Rock-Musicals, was nicht zuletzt an den großartig arrangierten, mehrstimmigen Backing-Vocals liegt. Sehr geil lässt sich das bei "Guardian Forever", Slipping Away" oder "All The Time" nachhören. "People Say - Gimme Some Hell" bezieht seinen Witz hauptsächlich daraus, dass hier textlich zahlreiche Savatage Songs verbunden werden.

Genauso unmöglich, wie es ist, einen Aussetzer auf "Tage Mahal" zu finden, so schwer scheint es, einen Favoriten zu bestimmen. "Slipping Away" rangiert ganz oben, hat aber in dem teilweise sehr ruhigen "Walk Alone", dem auch sehr musicalmäßigen "The Non Sensible Raving ..." oder dem fett groovenden "Pain", große Konkurrenz. Auch das eingangs fast schon an Gospel erinnernde "Outside The Door" sollte nicht missachtet werden.

Vielleicht die größte Überraschung der Scheibe ist aber der Mountain King selbst, denn eine so gute Gesangsleistung wie hier hat man von dem Mann schon lange nicht mehr gehört. Egal ob es die Screams sind oder die ausgefeilten Gesangslinien, ob mit Power oder eher sanfter Stimme vorgetragen, Jon bringt eine absolut souveräne und anbetungswürdige Leistung dar.

Für mich ist "Tage Mahal" eigentlich nichts anderes als das lang erwartete neue Savatage-Album. Deswegen nehme ich es dem Fleischklops auch etwas übel, dass er das Teil nicht mit seinen Sava-Kumpels eingespielt hat, sondern mit der ehemaligen Circle II Circle-Crew. Die Gründe dafür kann ich zwar bedingt nachvollziehen (zu großer Aufwand, zu weite Entfernungen), aber da wäre bestimmt was machbar gewesen. Trotzdem, für Savatage-Fans ein Pflichtkauf!

Trackliste

  1. 1. The Dark
  2. 2. People Say - Gimme Some Hell
  3. 3. Guardian Of Forever
  4. 4. Slipping Away
  5. 5. Walk Alone
  6. 6. The Non Sensible Ravings Of The Lunatic Mind
  7. 7. No Escape
  8. 8. Father, Son, Holy Ghost
  9. 9. All The Time
  10. 10. Nowhere To Run
  11. 11. Pain
  12. 12. Outside The Door
  13. 13. Fly Away

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