laut.de-Kritik
Tagträumerische Technogrooves aus Finnland (ohne Sunglasses).
Review von Daniel StraubHulkkonen? Hmm, klingt irgendwie nach Skandinavien. Aber ansonsten löst der Name wohl nicht gerade eine Assoziationskette aus. Kein Wunder, denn seinen bisher größten Hit, veröffentlichte der Finne unter einem Pseudonym. Als Zyntherius, unterstützt vom kanadischen Produzenten Tiga, steckte Hulkkonen Corey Harts 80er Hit "Sunglasses At Night" in ein modernes Elektrogewand und traf damit den Nerv der Zeit. In den Clubs wurde die Platte hoch und runter gespielt; ein Konsens-Track wie einst "Nights Of The Jaguar" von DJ Rolando. Damit hat Hulkkonens neuestes Album allerdings wenig zu tun. Chillige House- und Technobeats grooven durch die neun Tracks des Albums und verzaubern den Zuhörer mit ihrer tagträumerischen Stimmung.
Die Dancefloor-Freunde seien jedoch vorgewarnt. "Different" ist wohl mehr, um die Nacht sanft in den Tag überzuleiten und taugt nicht zur großen Ekstase. Die Tracks leiden darunter aber mit Sicherheit nicht. Ob mit gebrochenen Beats und Vocoderstimmchen wie im Opener "We Are Rising Sun" oder einer gerade nach vorne schiebenden Bassdrum wie in "Strangefaith", einem der besten Tracks des Albums, Hulkkonen weiß mit seiner Musik Charme zu versprühen und den Zuhörer für sich einzunehmen. Die den Tracks eigene Leichtigkeit trägt sicher ihren Teil dazu bei. So sind die Rhythmusspuren der Melodie beigeordnet und preschen nicht wie oftmals üblich ungestüm nach vorne los.
Das heißt: es gibt viel zu entdecken in den Stücken von Hulkkonen. In der Art der alten Meister in der Malerei legt er Schicht für Schicht übereinander, bis der richtige Stimmungston getroffen ist. Dabei gelingt ihm das Kunstwerk, seine Tracks niemals behäbig oder überladen klingen zu lassen, trotz ihrer barocken Arrangements.
Mit dem bereits erwähnten "Strangefaith" und dem ebenso unwiderstehlich anschiebenden Track "Miniaturized" sind auf "Different" zudem zwei Bomben enthalten, die auf jeder Afterhour zünden, während "Latin Taiga" weite unbewohnte Landschaften aufschließt, die zum Fallen lassen einladen. Ein bisschen Geduld sollte man allerdings mitbringen. Die meisten Stücke von Hulkkonen erschließen sich erst nach mehrmaligem Hören.
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