laut.de-Kritik
Der Realität kann man sich nicht entziehen.
Review von Alexander Engelen"Thanks to everyone from New Orleans and the whole state of Louisiana, Uptown, Magnolia, 3rd Ward, 4th Ward, 5th Ward, 6th Ward, 7th Ward, 8th Ward, 9th Ward, 10th Ward, 11th Ward, 12th Ward, 13th Ward, 15th Ward and 17th Ward. Get your hustle on until they let us come back home." So viel Zeit muss sein für die Danksagungen des Rappers aus New Orleans. Immerhin hat Juvenile an Hurrikan Katrina sein gesamtes Hab und Gut verloren. Der Name für sein mittlerweile achtes Album, "Reality Check", stand jedoch schon vor der verheerenden Naturkatastrophe fest.
Angesichts des unvorhersehbaren Laufs der Dinge gerät der Titel zum Omen für die eigenen Karriere: Neuanfang ist die Devise. In erster Linie natürlich wegen der an Mutter Natur verlorenen Existenz. In zweiter Instanz jedoch auch aufgrund der endgültigen Trennung von seinem langjährigen Label Cash Money Records. Beides schlägt sich nachvollziehbarer Weise auf Juveniles neuestem Streich nieder. Der Realität kann man sich eben nicht entziehen.
Deswegen: "Get Ya Hustle On", die erste Single stampft mit dumpfen Bass, Handclaps und hektisch klickendem Synthie nach vorne. "Man I'm trying to live, I lost it all to Katrina!" Juves musikalische Verbindung aus Anklage an Behörden und Medien einerseits sowie dem Mutmachen für die gebeutelte Community New Orleans andererseits gefällt gleich zu Beginn.
Im Gegensatz zu einem Großteil des Rests der Platte. Ihm fehlt wie vielen Longplayern aus dem Süden die Abwechslung. Die Mischung aus pumpendem Bass, klassischen Klick Klack-Drums und einer dudelnden Synthieline reißt nach Track Nummer zwölf nicht einmal mehr den enthusiastischsten Down South-Fan vom Hocker. Allein beim großen Treffen mit der Swishahouse-Posse auf "Way I Be Leanin'" klingt der monierte Trademark-Sound des Südens interessant - großen Anteil daran haben aber eben der People's Champ Paul Wall und Mike Jones.
Glücklicherweise beschränkt sich "Reality Check" nicht zur Gänze auf dieses Format und Juvenile verhindert durch einige Songs eine Enttäuschung. In erster Linie helfen ihm dabei die Instrumentals von Produzent Scott Storch, der mittlerweile endgültig in der ersten Beatbastler-Riege angekommen ist. "Sets Go Up" etwa treibt mit Hilfe des "Lean Back"-Basses ordentlich an und bietet Juvenile Melodie genug, um seinen Rapqualitäten freien Lauf zu lassen. Zudem "Say It To Me", das mit düsterer Spieluhr-Melodie Storch-untypisch eher ruhig aus den Boxen schleicht.
Juvenile werden diese Kritikpunkte nicht stören. So heißt es auf genanntem Song: "Haters steady hear your name, runnin' they mouth. But really don't know a damn thing 'bout the game. And I'ma only tell you one time, I'm a millionaire. So that shit you niggaz talkin', I ain't gon' entertain!"
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