laut.de-Kritik
Dazu rinnt im Club der Schweiß in Strömen.
Review von Dani FrommGelegentlich bekommt man für unbedachte Äußerungen tatsächlich die Quittung. Kommentierte ich jüngst in Zusammenhang mit dem hochverehrten Kollegen Aesop Rock, der Kerl könne, was die Verständlichkeit seiner Lyrics betrifft, genauso gut auf Kiswahili rappen, flattert nun ein Album in dieser Sprache auf den Tisch. In seiner Heimat längst ein Superstar, ertönt die Stimme Kenias mittlerweile auch in unseren Breiten. Prima, denn: Ich habe mich bereits deutlich weniger amüsiert.
K-Nel liefert mit seinem in Ostafrika seit Monaten gefeierten Longplayer zwar einen recht chaotischen Gemischtwarenladen ab: Wuchtige Beats, die jeder Dancehall gerecht werden, stehen neben untadeligen Hip Hop-Tracks, Latino-Vibes, einer Reggae-Schnulze und diversen anderen Spielereien. Jeweils für sich betrachtet, ergeben die einzelnen Titel durchaus Sinn. Die ständigen Wechsel in der Grundstimmung wirken jedoch arg wahl- und planlos.
Immerhin: Langeweile kommt so jedenfalls keine auf, zumal auch wahre Perlen zu finden sind. Sehr berührend gerät beispielsweise die von akustischer Gitarre getragene, zarte und sehr persönliche Liebeserklärung in "Dear Father", das der gesungenen Einlagen im Grunde gar nicht bedurft hätte.
"Nairobi City" rockt dagegen auf einem harten Gitarrenriff daher und beweist, wie übrigens auch "Never Give Up", das in bester Tradition von Grandmaster Flashs "The Message" steht: Großstadtgeschichten auf der ganzen Welt gleichen sich, egal, ob man gerade mit Nairobi oder New York konfrontiert wird. "It's a fulltime job to be the voice of my country", befindet K-Nel in "Eskimo", kippt aber dennoch nicht in gestresste Routine, sondern bietet statt dessen Upliftment in Dosen.
So dreschen "Kamebamba", "Washa Lighta" oder "Get High" mit unüberhörbaren Anleihen in Crunk, Kwaito und Reggaeton voll auf die Zwölf. Insbesondere letztgenanntes stellt, wenn auch nicht den musikalisch oder gar inhaltlich ausgefeiltesten, so doch den effizientesten Track des Albums. Laut genug serviert, regnet dazu im Club der Schweiß in Strömen von der Decke, jede Wette.
K-Nel wechselt vom Englischen nach Kiswahili und zurück und nutzt dabei alle Facetten, die ihm die verschiedenen Sprachen bieten. "Mimi Ni Hustler" führt den Dualismus bereits im Titel und präsentiert dazu mehr als ordentliche Flows über einem wabernden Jungle-Beat. In "Eskimo" erinnert er fast ein wenig an Eminem, sollte der Vergleich mit dem Detroiter Weißbrot gestattet sein. Schade nur, dass an vielen Stellen die durchaus hörenswerten Backgroundgesänge doch sehr dünn ausfallen.
"Bila Wewe", zu Deutsch "Ohne Dich", verbindet in Gänsehaut erzeugender Weise ein Piano, das jeden Stummfilm angemessen untermalen könnte, mit Flötentönen und den fesselnden Stimmen Patricia Mwamuras und K-Nels. Der Herzschlag Mama Afrikas tönt aus den Trommeln in "The V.O.K. Message", das druckvoll, energisch, durch beständige Wiederholungen durch und durch hypnotisch und darüber hinaus geradezu ärgerlich kurz gerät.
K-Nels Masterplan erschließt sich möglicherweise nicht sofort. Letztlich scheint jedoch der große Clash der Kulturen sein Ziel zu sein. Um den perfekt zu machen, bedarf es schließlich einer Portion Salsa, Merengue und Mambo, zu finden in "Mi Negro Lindo", das gleich in zwei Versionen vorliegt. Was fehlt noch? Nachdem das kompromisslos vorgetragene "Achilia" eine Sitar aufbietet, fällt mir wirklich nichts mehr ein.
5 Kommentare
Von einer akkustischen "Giattre" habe ich noch nie was gehört, nur von der "Gitarre"
wah, böse erwischt.
dafür hab ich noch nix von "akkustisch" gehört.
akkustisch oder giattre, hauptsache kenia!
Das Cover sieht doch mal selten dämlich aus...
(Anmerkung: Zur Musik kann ich nix sagen.)
aufs cover kommts aber jetzt auch mal wirklich an und überhaupt und sack zu!