laut.de-Kritik
Life's a bitch - but I wanna meet her.
Review von Dani Fromm"Y'all know my war story, I won't repeat it." Im Grunde ein löblicher Ansatz, den K'Naan da verfolgt. Nicht langweilen sollte schließlich die oberste Maxime eines jeden Künstlers lauten. Zumal mit einer gesunden Grundeinstellung eigentlich gar nichts schief gehen kann: "Life's a bitch - but I wanna meet her."
Statt in seiner düsteren Vergangenheit zu kramen, macht sich der Mann aus Mogadishu lieber zu neuen Horizonten auf und freut sich an seinem Erfolg. Den genießt er spätestens, seit er 2010 mit "Wavin' Flag" Fußballstadien und Charts gleichermaßen stürmte. "Oh baby, you won't believe what the good days meant to me." Doch, doch. Man darf getrost glauben, dass K'Naan das Erreichte zu schätzen weiß.
"It's custom to enter the mainstream", pflichtet in "Nothing To Lose" Star-Gast Nas bei. Schade bloß, dass der spröde, staubige Charme, den K'Naans Musik einst aus jeder Zeile atmete, mit wachsender Massenkompatibilität zunehmend auf der Strecke bleibt.
"I grew free", lässt gleich der Eröffnungstrack "The Seed" wissen. Man rechnet also besser nicht damit, dass sich K'Naan von musikalischem Schubladendenken einschränken lässt. Sein Gesang hier zeigt zwar durchaus Zug nach vorne. Zwischen den üppig aufgefahrenen Drums und Gitarren wirkt seine Stimme trotzdem ein wenig dünn.
Dann doch lieber gleich eine Singer/Songwriter-Nummer zur Akustikgitarre, wie etwa "70 Excuses". Auch "The Wall" schlägt in diese Richtung, schielt mit schnurgeradem Rhythmus, Streichern, Keyboards und elend poppigem Refrain dann aber schon wieder stark auf ein Publikum abseits der Kopfnickerkreise. Dabei präsentiert sich K'Naan am eindrucksvollsten, wann immer er rappt.
Das darf gerne außerhalb dreckiger Straßengräben stattfinden, wie insbesondere Produzent Chuck Harmony beweist: Er schneidert seinem MC die passendsten Kleider auf den Leib. "Gold In Timbuktu" etwa, dessen Beat nach dem melodischem Einstieg mit Gesang parallel zum einsetzenden Rap Ecken und Kanten entwickelt, ohne dabei an Groove oder Musikalität zu verlieren. Oder "Waiting Is A Drug", das wirkt, als reite K'Naan auf staubiger Straße direkt auf den Saloon zu.
In beiden Fällen sitzt Chilly Gonzales am Piano - eine lohnende Kollaboration. Die beiden Herren dürfen meinetwegen gerne ein ganzes Album miteinander aufnehmen. Auf weitere Gastauftritte von Nelly Furtado, wie sie in "Is Anybody Out There?" einen abliefert, könnte ich indes problemlos verzichten. Jedes Mal aufs Neue erschütternd, was für eine seelenlose, abgehärmte Schachtel aus dem netten kleinen Mädchen geworden ist, das einst nette kleine Lieder sang.
Über das Niveau netter kleiner Lieder kommen weite Strecken von K'Naans aktuellem Album dann auch nicht hinaus. "Simple" erfreut noch mit perlender, afrikanischer Percussion und Sprenkeln von Elektronik: schlicht, dennoch berührend. An zu vielen anderen Stellen verwässern aber Dudelfunk-Hooklines der übelsten Sorte die knackig gerappten Strophen.
Den echten Tiefpunkt markiert allerdings "The Sound Of My Breaking Heart": Wer oder was K'Naan auf den Holzweg geführt hat, Herzschmerz-Lyrics mit fröhlich hüpfenden Strandparty-Halligalli-Gitarren zu beschallen, ich möchte es so genau gar nicht wissen. "Bombs are falling on me ... trallalla ... I'm falling apart ... holldrioh ... Yeah! Yeah!" Liebeskummer? Darauf eine Bacardi-Cola.
1 Kommentar
Nothing to Lose mit Nas is an sich ein richtig geiler Track. Und dann kommt dieser widewertige Grindsefrain. Wöah! Wieso musste er den Song so verschandeln.
The Sound of my Breaking Heart is von RedOne produziert, das sagt schon alles. Furchtbarster K'Naan-Song den ich je gehört hab.
Aja und dann hat er noch dnen Part für dieses grauenhafte Summer Paradise gedroppt.
Mit K'Naans abgehackten Flow bini ch leider nie wirklich warm geworden.
Und btw, der mit Abstand beste Part, den K'Naan je gemacht hat, is sein Gastpart in Tribes at War von Nas Damian Marley auf Distant Relatives.