laut.de-Kritik
Eine Frohsinnsdiät bei der Band mit dem Kakknamen.
Review von Sebastian Berlich"I still don't know what I want", wiederholen Axel Vindenes und ein mehrstimmiger Chor in "Empty Streets", dem letzten Song des aktuellen Kakkmaddafakka-Albums beharrlich und liefern damit zugleich eine Zustandsbeschreibung der eigenen Band mit. "KMF" hat in den zwölf vorangegangenen Songs klar gemacht, dass sich bei den Norwegern anscheinend etwas ändern soll. Was genau, das wissen sie leider selbst nicht.
Bereits der Opener "Galapagos" spiegelt eine gewisse Orientierungslosigkeit wider. Zu sanft hallenden Gitarren schildert Vindenes einen Spaziergang mit ungewissem Ausgang, ohne Ziel, ohne Regel, ohne Refrain. Der Song gehört zu den schönen Momenten des Albums, die in der Summe jedoch nicht recht überzeugen können.
Die Frage, die wohl hinter der Platte stand, ist durchaus nachvollziehbar: Wie lange kann, darf und will man die Band mit dem Pippi-Kakka-Humor-Namen sein? Die irgendwie lustig ist, die man sich gerne mal nachmittags auf einem Festival anschaut, deren Alben man sich aber nicht zwingend ins Regal stellen möchte? Eine Diät in Sachen Frohsinn und Albernheit ist die Antwort auf die Krise.
Das Sextett verbannt also kurzerhand den legendär gewordenen "Kakkmaddachoir" aus seiner Live-Performance, streicht für den Albumtitel fast alle Buchstaben aus dem Bandnamen und lässt nebenbei den tanzbaren Indierock verhungern, den sie mit den Vorgängern etabliert hatten. Erlend Øye mag dieses Mal nicht produziert haben, dennoch stand nach The Whitest Boy Alive erneut eine seiner Bands Pate für diesen Stil: Die Kings Of Convenience.
Im Gegensatz zu denen fehlt Kakkmaddafakka aber oft die musikalische Substanz, um ihre leichtfüßige Melancholie in erinnerungswürdige Stücke umzumünzen. Teils verwechselt die Band Zurückhaltung sogar mit simpler Langweile, wie im erschreckend lustlos dargebotenen "Superwoman". Da helfen auch nett gemeinte Ideen wie die Reggae-Anleihen im recht belanglosen "No Cure" nicht weiter.
Ein paar Mal drängeln sie dann aber doch wieder in die Indiedisco, mit treibendem Beat, dengelnder Gitarre und stampfendem Piano. Gerade die zweite Hälfte knüpft mit Songs wie "Language" oder "True" zumindest in Teilen an die sorglosen Tage dieser Band an, als es eben nur darum ging, das Publikum vor der Bühne irgendwie zu unterhalten.
Wie die neue Ausrichtung dort ankommt, das wird der Sommer zeigen. Es ist ja nicht so, als könnte man sich "KMF" grundsätzlich nicht auf den Playlists junger Menschen vorstellen, die sich in den letzten Sonnenstrahlen eines Augusttages suhlen. Das Problem mit dem Album ist vielmehr, dass es einer leichten Sommerbrise allzu ähnlich ist: Im Moment des Vorbeiziehens ganz angenehm, im Nächsten hat man es aber schon wieder vergessen.
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