laut.de-Kritik
Für die leisen Momente im Herbst.
Review von Oliver LambrechtDer Herbst ist da! Für diese Feststellung muss nicht einmal der Blick nach draußen schweifen. Es reicht der Höreindruck von "Komm Besser Ins Haus", dem Debüt von Karamel. Während jedoch die Blätter welken und von den Bäumen fallen, wachsen auf dem Album dreizehn kleine Blumen heran, deren Blüten voller Herbstfarben sind.
Gitarre und Klavier umrahmen meist dezent im Hintergrund den Gesang des Singer/Songwriters aus Hamburg. Der Sound bleibt dabei meist recht schlicht, ist aber jederzeit zu schönen Momenten bereit, trotz oder gerade wegen der sprachlichen Sperrigkeiten. Das haben schon Tocotronic gut gemacht, jetzt erledigt dies eben Karamel etwas leiser. "Wenns nach mir ginge, dann ging es dir sicherlich besser" singt er etwa in "Wenns Nach Mir Ginge" und meint es auch so, dass spüren sogar gefühlskalte Eiskratzer.
Bei "Kannst Du Das Verstehen?" klingt ein wenig Kollege Olli Schulz durch, auch wenn die Stimme gegen Ende des Liedes weniger Durchhaltevermögen zeigt als vom Hörer vielleicht gewünscht. "Trichotillomanie" strudelt dermaßen Richtung Niedergeschlagenheit, dass es fast schon als Glücksfall zu erachten ist, dass der Spannungsbogen ab und an hakt. Von ganz langsam funktioniert der Wechsel hin zu lauten Passagen recht schnell und reibungslos.
"Komm Besser Ins Haus", der Namensgeber des Albums, klingt dann etwas fetziger und offenbart das Vorhaben von Karamel: "Komm besser ins Haus, sonst hol ich dich mit Gewalt", wobei sich die Gewalt auf dem Album - wenn überhaupt - nur zwischen den Zeilen offenbart. Dass der Hamburger allerdings gewaltig nach vorne gehen kann, steht nach 41 Minuten außer Zweifel.
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