laut.de-Kritik
Balladesk, melancholisch, aber nicht kitschig - einfach schön
Review von Sebastian HornikWenn man beim Platten stöbern nur auf die Cover guckt und sich danach die Scheibe anhört, kann man auf Gruppen wie Kent stoßen. Ein lustiges Hobby, das den jeweiligen Künstlern wahrscheinlich nicht so sehr gefallen wird. Schließlich muß dem visuellen Eindruck zumindest etwas halbwegs gerecht werdendes über die Kopfhörer folgen - so war es dann auch: "Isola" hieß die Scheibe und die Photos waren so schön, dass ich mir die CD dieser Gruppe, die wie eine extrem uncoole Kippenmarke heißt (gibts die überhaupt noch?), gekauft habe. Kent kommen aus Schweden und sind dort auch fette Popstars. Mit dem neuen Longplayer "Hagnesta Hill" legt die Band um Frontman und Mastermind Joakim Berg bereits ihr zweites englischsprachiges Album vor.
Drei bis vier starke Songs machen das Album für Freunde des gepflegten Sounds à la Muse, Radiohead, Placebo und Konsorten in jedem Fall zu einem kaufenswerten Stück. Die ersten beiden Songs legen ordentlich vor, "The King is dead" und "Revolt III" gehören zu den besten Tracks des Albums. Die ganze Gespaltenheit von "Hagnesta Hill" wird beim vierten Stück "Kevlar Soul" am deutlichsten. Interessant blubbert's los und nachdem das Klavier sowie Berg eingesetzt haben, ist alles in Butter...bloß die komische Mundharmonika, die Assoziationen an die "Caro Landkaffee"-Werbung in mir emporsteigen lässt, macht das Stück kaputt.
Die leicht verstörten Ohren entschädigt der folgende Song, dezent balladesk, melancholisch, aber nicht kitschig (trotz Einsatz von Bläsern) - einfach schön. Eine potentielle Single ist mit "Heavenly Junkies" auch noch auf dem Album. Ein bisschen glatt gebügelt kommt mancher Song allerdings schon daher und der absolute Tiefpunkt ist mit dem neunten Track "Just like money" erreicht. Der klingt genau so, wie er heißt, Scorpions mit Chris Rea = Hausfrauenrock...weich, matschig, Radiopop mit gefällig pseudo-groovendem Riff. Mit "Cowboys" und dem "Whistle Song" verabschieden sich die Nordlichter ganz pathetisch und sanft und man fühlt sich beim Verebben der letzten Gitarrenfeedbacks irgendwie unglücklich verliebt.
Gut! Anhören! Und bei 9 ganz schnell auf die Skip Taste - dann kann fast nichts mehr daneben gehen.
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