laut.de-Kritik
Weit weg von der Bestform: der Technovater im Mix.
Review von Daniel StraubDer Name Kevin Saunderson steht synonym für Techno und House. Seit Mitte der 80er Jahre produziert der Mann aus Detroit unzählige Tracks, mit Inner City landet er internationale Top-Hits und besucht Hunderte von Clubs als DJ. Ständige Begleiter seiner Karriere sind Mix-Compilations. Seit er 1992 für das britische Musikmagazin Mixmag ein Set einspielte, dokumentieren zahlreiche CDs die Entwicklung des DJs Kevin Saunderson.
Die ist eng verknüpft mit den technischen Möglichkeiten, die sich den Discjockeys bieten. Groß und später berühmt geworden ist Saunderson mit dem klassischen DJ-Set-Up: zwei Plattenspielern und einem Mixer. Darin steckte zunächst genügend kreatives Potenzial, man musste es nur erkunden.
Und das taten sämtliche DJs aus Detroit mit aller gebotenen Radikalität. Die starke Hip Hop-Tradition in den USA hatte den experimentellen Umgang mit den technischen Geräten noch erhöht, während man in Europa wesentlich konservativer zu Werke ging.
Ein wichtiger Schritt kam Anfang des neuen Jahrtausends mit der Reduktion der Tracks zu Dateien. Ganz neue Möglichkeiten der Klangmanipulation ergaben sich nun. Kevin Saunderson war einer der ersten, der mit Final Scratch, Effektgeräten und weiterem Equipment eine neue Art des DJ-Set prägte.
Jetzt hat er sich für das slowenische Label Matrix Music wiederum an den Mixer gestellt und "Ekspozicija 07: The Detroit Connection" eingespielt.
Eines fällt gleich zu Beginn auf: in Detroit stehen die Uhren noch immer auf Techno der pfundigen Sorte. Verkopfter Minimal hat hier nichts zu suchen. Border Community-Act Petter mit "Some Polyphony" und das israelische Produzentenduo Guy Gerber und Shlomi Aber mit "After Love" gestalten den Beginn sphärisch, bevor mit Jochen Pash erstmals das Tempo anzieht und der Druck zunimmt.
Der erste Track, bei dem Saunderson selbst die Finger mit im Spiel hat, ist sein Remix des Claude VonStroke Stücks "Who's Afraid Of Detroit".
Damit beginnt der stärkste Teil der Mix-CD. The Youngstars, Saundersons Track "Bassline" und schließlich X-Press 2 mit ihrer wunderschönen Ravehymne "Kill 100", von Carl Craig im Remix unwiderstehlich auf den Dancefloor zugeschnitten, lassen erahnen warum Saunderson auch den Beinamen "Master Reese" führt.
Leider wird dem Mix gleichzeitig seine Klasse auch wieder genommen, weil sich Saunderson, was die Auswahl der Tracks angeht, längst nicht über jeden Zweifel erhaben zeigt. Kitschige Tribal-Fetzen wie "El Llamar" vom slowenischen Produzenten Gray haben heute allenfalls in der Techno-Mottenkammer ihre Berechtigung.
Außerdem ist er, wie so viele DJs, ein Freund der Effekt-Sektion. Dagegen ist prinzipiell nichts zu sagen, wenn die einzelnen Effekte zu den Tracks passen und man sie gleichzeitig nicht überstrapaziert. Vor allem letzteres muss sich Saunderson auf "Ekspozicija 07: The Detroit Connection" vorhalten lassen.
Effektschrauben macht eben keinen guten DJ aus. Im Zeitalter individuell veränderbarer Effektschlaufen könnte man von einem DJ wie Saunderson auch etwas mehr als die bloße Verwendung von ein bis zwei Standardeffekten erwarten.
Mit zunehmender Spielzeit werden die Tracks heftiger, die Effekte seltener. Der DJ Kevin Saunderson liebt die pumpenden Tracks, das hört man. Er braucht ein gewisses Energielevel, ist jetzt in seinem Element. Unterm Strich ist "Ekspozicija 07: The Detroit Connection" sicher nicht der große Wurf. Wobei die Maßstäbe bei Kevin Saunderson auch immer ein bisschen höher liegen.
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