laut.de-Kritik

So flach wie D!s Sprüche.

Review von

Seit zehn Jahren sucht Deutschland nun schon Super- und Popstars, die es in kürzester Zeit hochpushen und wieder fallen lassen kann. Neuester Bewerber im Spiel um die kürzeste Halbwertszeit im Popgeschäft: LaVive.

Am Anfang war die Verwunderung groß. Wie platt kann eine Popproduktion im Jahr 2010 eigentlich klingen? Lieblosestes Disco-Flachland ist da noch die freundlichste Kurzbeschreibung für die halb neugierigen, halb schadenfrohen Kollegen.

Schrecklich langweilig dröhnt dieser Dance-Pop-Schmufu aus den Boxen, nur die sinnbefreiten Texte unterbieten noch das komplette Fehlen jeglicher musikalischer Substanz. Kitschiger Negativhöhepunkt und zentrale Aussage: "I just play dumb dumb dadadada" ("Play Dumb"). Welch Statement!

Die distanzierte Kälte des Openers "How Deep Is Your Love" (nein, kein Bee Gees-Cover) sorgt schon im Intro für großes Gruseln. Die fiependen Eurodance-Bausteine inkl. trendy Akkordeon stoßen sich in weiterer Folge magnetisch ab, die durch unzählige Filter gejagte Stimmen scheitern an unendlicher Belanglosigkeit.

Das Geschwindigkeitsrad des Drumcomputers rastet auf hopsendem Up-Tempo-Standard ein, der über billigsten Synthie-Flächen dreieinhalb Minuten lang den Nerv strapaziert. Die endlosen Halleffekte werden selbst in Großraumdiscos für leergefegte Tanzflächen sorgen.

Wer immer auf die Idee kam, diese elende Dance-Formel nun auch auf das ganze Album umzulegen, gehört mit Fackeln und Forken aus seinem Studio und der Stadt gejagt. Selbst lupenreinen Balladenkandidaten wie "Keep On" oder "Hurtful" bekamen die Dance-Schema aufgedrückt.

Stampfen muss es, damit die Mädchen in den dazugehörigen Videos zeigen können, was D! ihnen so beibrachte. Mit diesem roten Faden erhängt sich das Album von vornherein.

Gedudel-Sounds, flache Produktion und immer das Gefühl, hier ein in wenigen Tagen hastig zusammengeschustertes Demo vor sich zu haben, sorgen für 11 extrem langweilige, uninspirierte und kaum auseinanderzukennende Tracks. Die Bezeichnung "Song" verdient auf "No Sleep" höchstens die Grammy-prämierte Schnulze "I Swear", die das Album als großes Special abrundet.

Funktionierte die TV-Show nach dem Prinzip der Über-Emotionalisierung, so hat dieser Silberling so viel Leben wie ein Teelöffel. Das einzige Gefühl, das LaVive hervorrufen, ist leichtes Mitleid ob der ganzen Groteske. Obwohl, wer freiwillig bei dieser Grütze mitmacht, verdient eigentlich keine herzlichen Gedanken. Diese haben die flache Viertelbassdrum und die Heimorgel-Orgien auf "No Sleep" schon lange vertrieben. Im Vergleich zu diesem Album ist Scooter großer Sport, David Guetta feier-tauglich und die aktuelle Black Eyed Peas-Scheibe LaVives unerreichbares Vorbild. If you know what I mean.

Trackliste

  1. 1. How Deep Is Your Love (Love Stoned Version)
  2. 2. No Time For Sleeping
  3. 3. Rock That City
  4. 4. Keep On
  5. 5. UFO
  6. 6. Burning Love
  7. 7. Hurtful
  8. 8. Play Dumb
  9. 9. Unisex
  10. 10. Empire Of Love
  11. 11. Will You Go With Me
  12. 12. I Swear (feat. Popstars)

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56 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    @Frank Godoi (« Ich muss zugeben, ich habe Popstars verfolgt. Eigentlich habe ich nur zufällig reingezapt, und da habe ich zum erstenmal Meikes Stimme gehört und war vom ersten Moment hin und weg. Ihre Stimme hat irgendwie was einzigartiges und geht voll unter die Haut. Ich bin zwar kein Elektropop Fan, aber ich sehnte mich praktisch nach jeder Silbe, die auf dem Album von ihr gesungen wurde.
    Es wäre jammerschade, wenn ein solches Talent nicht unterstüzt würde! Ich tue es und habe auch das Album gekauft;-] »):

    Die Frage ist doch, ob solch ein Machwerk das Talent gebührend unterstützt oder ob damit wieder mal nur die Eurozize ausgeleiert wird bis der Weihnachtsmann Sturzbäche weint?

  • Vor 13 Jahren

    @Frank Godoi (« Ich muss zugeben, ich habe Popstars verfolgt. Eigentlich habe ich nur zufällig reingezapt, und da habe ich zum erstenmal Meikes Stimme gehört und war vom ersten Moment hin und weg. Ihre Stimme hat irgendwie was einzigartiges und geht voll unter die Haut. Ich bin zwar kein Elektropop Fan, aber ich sehnte mich praktisch nach jeder Silbe, die auf dem Album von ihr gesungen wurde.
    Es wäre jammerschade, wenn ein solches Talent nicht unterstüzt würde! Ich tue es und habe auch das Album gekauft;-] »):

    Die Frage ist doch, ob solch ein Machwerk das Talent gebührend unterstützt oder ob damit wieder mal nur die Eurozize ausgeleiert wird bis der Weihnachtsmann Sturzbäche weint?

  • Vor 7 Jahren

    Ey, das da war wenigstens ordentlicher Trash der irgendwie Charme hatte! Dooooofe Kritik