laut.de-Kritik
Seichte Musik als Hintergrund zum potenten Stimmorgan.
Review von Giuliano BenassiAls sie 1993 mit 18 das Festival von San Remo in der Kategorie "Jugendliche" gewann, war sie ein Nobody; nun, sieben Jahre später, ist sie eine der erfolgreichsten italienischen Stars im Business: Ihre bisherigen vier Platten haben sich 14 Millionen Mal verkauft, sie hat unzählige Musikpreise abgeräumt, mit den berühmtesten Branchenkollegen zusammengearbeitet (u.a. Luciano Pavarotti) und riesige Fanscharen erobert. Nicht nur in Italien, auch in Spanien, Portugal und Brasilien.
Mit "Tra te e il mare" liegt nun ihr fünftes Werk vor, und das gleich in zwei Versionen, auf Italienisch und Spanisch. Nichts scheint auf dem Weg zum universellen Ruhm dem Zufall überlassen worden zu sein: Aufgenommen wurde in Italien, Los Angeles und London, eingespannt wurden Produzenten wie KC Porter (Carlos Santana), Andreas Carlsson (Celine Dion) und Celso Valli (Andrea Bocelli, Eros Ramazzotti). Mit "The extra mile" wurde auch ein Lied auf Englisch eingespielt, das im Vorfeld zur Veröffentlichung im Soundtrack zu "Pokemon 2000" erschienen ist.
Das Ergebnis ist gepflegt und lässt keinen Raum für Überraschungen übrig: Seichte Musik, die als Hintergrund für Laura Pausinis potentes Stimmorgan dient. Mal leise wie ein Hauch, mal laut wie ein D-Zug, jedes der Lieder dient dazu, die Bandbreite ihrer vokalen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Vorgetragen werden Existenzhymnen (Song 1: "Wir sind's"), Liebesfreude (Song 2: "Reise mit dir") oder auch Liebeskummer (Song 3: "Mein größter Fehler").
Anders als manche englischsprachige Kollegin hat Pausini sowohl bei den Texten als auch bei der Produktion dieses Werkes mitgemischt. Zustande kamen Verse wie "Hier zu leben ist genauso unmöglich wie ein Feuer im Meer anzuzünden" (Nr. 10: "Per vivere") oder "Ich wollte dir sagen, dass ich dich liebe, auch wenn ich manchmal hinter den Scheiben eines Taxis verschwinde" (Nr. 2: "Volevo dirti che ti amo"). Sie sind wohl kaum Höhepunkte der Dichtkunst, doch das einschlägige internationale Publikum wird sich genauso wenig daran stören wie ihre langjährigen Anhänger.
Für alle anderen gilt: "Tra te e il mare" ist eine Platte, die vor sich hinplätschert und die in süßer Gesellschaft zu genießen ist. Am besten bei abgeschalteter Stereoanlage.
1 Kommentar
Hui!
Da hat einer die Gelegenheit beim Schopf gepackt, um am Ende einer Besprechung noch mal richtig draufzuhauen - Respekt!
Dem Namen nach nicht nur der italienischen Sprache mächtig, sondern sogar ein Landsmann der guten Laura - der wird es wohl wissen.
Wenn ich die Argumente gegen Laura dann lese,
muss ich allerdings feststellen, daß sie sehr dünn sind.
Als wenn in der heutigen Popmusik nicht auch der Alltag in den Liedtexten Niederschlag finden würde, ha ha.
War es nicht sogar bei den Smiths schon so, bei den Beatles, den Stones, bei den Rock'n'Rollern, den Vaudevillern?
Warum sollte sich eine Laura Pausini nun auf einmal in Sachen Dichtkunst mit Goethe, Schiller oder italienischen Poeten messen müssen?
Mamma Mia - tja, und selbst Abba haben Alltäglichkeiten in simple Worte gefasst, die einfach nur den Zweck hatten, wohlklingend in Musik eingebettet, etwas Gefühlvolles effektiv zu transportieren ... oder so
Weder die "Tra te e il mare" ist schlecht,
noch die zwei Alben, die danach kamen.
Das Aktuelle ist nur ein weiterer Höhepunkt in der Serie der Outputs der Signorina Pausini. Sehr zu empfehlen!
Wenn man so etwas vergleicht mit einer Madonna oder anderen populären Sängerinnen der englischsprachigen Welt - die steckt Laura doch alle locker in die Tasche!
Wie oft habe ich es schon erlebt, wenn so eine überbezahlte angesagte Poptussi beim Halbplayback in entscheidenden Momenten einfach eine Oktave tiefer gesungen hat - weil sie Angst hatte die hohen Töne sicher zu treffen, oder sie sicher nicht getroffen hätte ...
Wenn man sich dann eine Laura Pausini live ansieht bzw. anhört, dann erkennt man, daß da nicht nur Welten, sondern Universen dazwischen liegen!
Denn sie singt genauso perfekt wie auf CD,
manchmal sogar noch besser - aber immer mit voller Beherrschung ihrer Stimme - wie früher Jimi Hendrix seine Gitarre beherrscht hat z.B.
Und während Madonna höchstens mal mit "Live to tell" eine Gänsehaut erzeugen konnte - eine Laura schafft es mit jedem dritten Lied.
Klar ist es ziemlich italienisch.
Viel Gefühl, nahe am Kitsch.
Die Italiener haben den Gesang in der Wiege mitbekommen.
Sie schrecken nicht vor simplen Melodien zurück.
Vor simplen Harmonien.
Aber es ist doch immer noch Welten entfernt vom deutschen Schlager oder der sog. angesagten Pop-Musik.
Es geht doch darum Töne mit Seele zu füllen.
Und wenn jemand die Fähigkeit hat, selbst eine einfach Tonleiter mit soviel Seele zu füllen, daß man fast weinen möchte - dann ist es Laura.
Aber nicht alle Lieder von ihr sind von den Harmonien und der Instromentierung so simpel wie "Strani Amori".
Tja, aber warum schreibe ich das hier überhaupt ...
Deutschland ist amerika- und england-hörig.
Was in den "Nachbarländern" Frankreich, Italien, Spanien so abgeht - das kriegt der dumpfe deutsche Bauer doch nicht wirklich mit.
...
Will das jetzt hier aber auch nicht endlos breittreten ...
Nur noch dies:
Laura Pausini ist nicht vergleichbar mit deutschem Schlager.
Sie steht künstlerisch-handwerklich weit über einer Madonna.
Nu isses abba gudd - ich muss inz Bätt.
Wahrum schraip ich imma son Schaiss?