laut.de-Kritik
Lenka musiziert sich die Liebe rosarot.
Review von Kai ButterweckEs gibt doch nichts Schöneres, als die richtige Musik für den passenden Moment zu finden. Bei anhaltendem Liebeskummer läuft der Titanic-Soundtrack auf Rotation; der Kündigung durch den Arbeitgeber folgt eine Endlosschleife des Rage Against The Machine-Debüts. Freut man sich schon seit Wochen auf ein längst überfälliges Wiedersehen mit ehemaligen Freunden aus trinkfesten Zeiten, sorgt ein "Best-Of-Mixtape" von Frank Turner für die richtige Stimmung, und wer sich einfach nur einige chillige Stunden auf der Liege im Garten gönnen möchte, der findet auf nahezu sämtlichen Portishead-Werken die idealen Begleitklänge.
Wenn die anstehenden Taten nicht so hohe Prioritäten genießen wie beispielsweise beim Wäscheaufhängen, Eierkuchenbacken oder Fensterputzen drängen sich einem die elf Songs von Lenkas Zweitwerk "Two" förmlich auf. Wo sind die Wäscheklammern? Wo ist die Schürze? Und welches Fenster schreit als erstes nach frischem Durchblick? Mit Lenkas, in rosa Zuckerwatte gepacktem Liebes-Liedgut, erledigen sich die Arbeiten fast von selbst. Denn Lenka bietet auf "Two" Kaufhaus-Fahrstuhl-Pop, der glatter kaum sein könnte.
Zwar befindet sich auf dem Zweitling kein Smash-Hit der Marke "The Show", aber bei Songs wie "Heart Skips A Beat" oder auch "Roll With The Punches" pfeift man die zuckersüßen Refrains spätestens beim zweiten Durchlauf - und dem fünften geputzten Fenster - unbewusst mit.
Dass sich die Australierin textlich beinahe durchweg mit ihrem melancholischen Liebesleben befasst, geht in dem Reigen aus fröhlich anmutenden Mid- und Uptempo-Pop-Rock-Dance-Nummern dagegen fast völlig unter. "Keep Giving Me Hope For A Better Day/Keep Giving Me Love To Find A Way/Through This Heaviness I Feel" aus "Everything's Okay" oder "We Will Kiss For The Last Time/And We Won't Feel The Earth Collapse Into A Mess Of Flood And Fire" aus "The End Of The World", schreien förmlich nach einer musikalischen Begleitung voller Geigen und opulentem Epos.
Doch Lenka musiziert sich die Liebe lieber rosarot und kantenlos zurecht und bittet stattdessen mit Airplay-Hooks sowie munteren Dance- und Pop-Beats zum Tanze. Das angehauchte Timbre ihrer zarten Stimmfarbe erinnert dabei noch am ehesten an das Verlangen, der zierlichen Dame aus Down-Under die schützenden Arme um die Schultern zu legen. Lenka sagt ihren Liebes- und Sehnsuchts-Dämonen aber lieber anders den Kampf an: "I'm Going To Colour My Glasses Rose/I'm Going To Go Where The Rainbow Goes", flüstert sie während des Titels "Sad Song" lasziv und kindlich naiv ins Mikro. Und genau mit diesen Zeilen trifft sie den Nagel auf den Kopf.
Also, entweder, man füllt sich die Backen mit ordentlich "Hubba Bubba" aus, setzt sich die rosa Plastik-Sonnenbrille auf die Nase und macht sich auf die Suche nach dem buntesten aller Regenbögen, oder man nimmt sich einfach einmal wieder Zeit für die Wäsche, die Küche oder die Fenster. "Two" bietet für beides das perfekte musikalische Begleitprogramm. Gehaltvolle Soundtracks für die wichtigen Momente im Leben bieten andere.
6 Kommentare
"und wer sich einfach nur einige chillige Stunden auf der Liege im Garten gönnen möchte, der findet auf nahezu sämtlichen Portishead-Werken die idealen Begleitklänge".
Ausgemachter Blödsinn.
Wer so etwas schreibt, hat die Musik und das Konzept von Portishead nicht verstanden.
Try to relax with machinegun, my friend.
Fool.
Aua, der hat gesessen...Es geht um die "Begleitklänge", wie das Wort schon sagt, das allgemeine Musikbild, unabhängig vom vermeintlich tieferen Konzept der lyrischen Inhalte. Wenn du dich während der musikalischen Stimmungen auf "Dummy" eher dazu annimiert fühlst eine Bank auszurauben oder der Welt den Stuinkefinger zu zeigen, bitte schön! ich machs mir währenddessen lieber auf der Liege gemütlich..
Er redet aber von der "Third" und nicht von der "Dummy"....
Eigentlich redet er nur vom Song "machine gun" und wen da, vom Einstreuen von Gewehr-Salven einmal abgesehen, die Stimme von Beth Gibbons nicht zum Entspannen verleitet...? Ich will garnicht über Songs wie "Threads, "Small", oder "Nylon Smile" reden...
Hat die Dame immer noch so ein grenzdebiles Dauerlächeln wie beim ersten Album?
Hey, was eine hübsche Dame!