laut.de-Kritik
Verscratchter Cuba-Chant aus München.
Review von Miriam WolffEine liebevoll stylisch-bunt gestaltete Platte einer 9-köpfigen Truppe aus München ist "Companeros 36", die mit kaum einem deutschen Wort im Booklet ihre Herkunft verrät. Englisch, Spanisch, Französisch ist da zu lesen, das Design riecht nach Südamerika, und der nie zuvor gehörte Begriff "Raggafunkin'" verspricht fetzige Rhythmen. Ob sie halten können, was dieser äußere Eindruck verspricht?
Der Opener besticht durch ein nettes funkiges Einstiegsgitarrenriff. Und dadurch, dass einen die Sänger mit an Beastie Boys erinnernder Eindringlichkeit auf Spanisch und Englisch zubrüllen. Es ist nicht die Welt, und man fängt gerade an, darüber zu sinnieren, warum einem scheinbar im Opener immer bewiesen werden muss, wie laut eine Gruppe rocken kann. Oder darüber, wo eigentlich Südamerika abgeblieben ist. Kurz drauf haut einen ein Salsaklavier so maßgeblich von den Socken, dass man vom Blitz getroffen spontan vergisst, in welchem Stück auf welcher Scheibe man eigentlich gerade war.
Der versprochene Ragga-Salsamix wird im zweiten Stück nachgereicht, zunächst nur simple Dopsbewegungen auslösende Ska- und Ragga-Geschichten. Je weiter das fortschreitet, desto mehr gewinnt man den Eindruck, dass eine Bande von 36 Cabaleros auftaucht, die bösartig auf der Straße abfeiern, mit Schwenkgrill und Chilisauce bewaffnet. Es fordert wohl viel Können, einen so scheiße geilen Stilmix zu betreiben und trotzdem irgendwie einen roten Partyfaden zu verfolgen.
Trotzdem dieser frühen Erkenntnis haben die Babacools noch lange nicht genug überrascht, "Microwave Girl" bringt auf einmal ein Balladen-Intro und einen Gitarrenschrangel-Poprefrain. Der stellt meinem Hirn doch glatt die Frage, ob es sich bei dem Song um so eine Art Karikatur handeln soll. Und es lässt zum ersten Mal erkennen, dass das Englisch des Sängers doch nicht ganz so akzentfrei ist, wie man es bis jetzt wahrgenommen hat.
Aber dieses winzigste aller Mankos ändert nichts daran, dass man Stunden später immer noch mit "She's a microwave girl" durch die Gegend hüpft. In "Champion Sound" müssen sie anscheinend wieder ihre Rockgelüste loswerden, die neben den Salsa-Raggae-Festen eher leicht verblassen. Manchmal könnte man sich die Bläser vielleicht noch ein klein fetter im Vordergrund wünschen - trotzdem ist die Scheibe in sich perfekt, witzig, vielseitig und mit viel sprachlichen und musikalischem Können und Zusammenspiel vollgepackt. Und mit einer subtilen Radiomoderatorin-Verarsche.
Zu den musikalischen Highlights und Hörtipps gehört "Kali Weed", das noch eine ganze weitere Riege von strangen Sprachmixern wie "El Criminal" und "Lobstarr" zu bieten hat. Und auch der Tanzflächenstürmer für Funker und Latino-Chicks "Pachanga" wird schnell zum Lieblingsstück, die beiden Sänger packen auf Spanisch und Französisch aber auch mal wirklich fett ihr Können aus. Verscratchter Cuba-Chant ist geil, die einzige Frau der Truppe legt ein Sax-Solo oberer Güte hin, die Perkussionisten trommeln sich gegen Ende rote Hände, und zwischendurch überrascht ein kleines Ragga-Dops-Intermezzo mit Bass in Jamaika-Farben. Grinsende Backen und eine nicht mehr zu leugnende Lust aufs ein Live-Erlebnis folgen.
1 Kommentar
wie der titel meiner antwort sagt, ist diese eine reichlich späte. nichts desto trotz ist dieses album der blanke wahnsinn ==> KAUFEN!!