laut.de-Kritik

Die New Yorker erklären Songstruktur und Melodie für Fremdwörter.

Review von

Wieder New York. Wieder fertiger Punkrock. Wieder allerlei Bezugspunkte zur Musikszene neben dem Ground Zero: Produzent Steve Revitte arbeitete mit Jon Spencer und den Beastie Boys, die Band spielte mit Sonic Youth, veröffentlichte in Amerika auf Gern Blandsten usw. und so fort. Es riecht also alles nach dem alten fürchterlichen Spiel des Hypes. Doch bis jetzt mussten die Liars darum einen Bogen machen.

Aus gutem Grund. Groovy Basslines und harte schnelle Gitarrenriffs meets elektronisches Gefrickel, für das erst noch eine Sparte erfunden werden muss. Man fügt sich nahtlos in die spannenden Big Apple-Entwicklung mit ein, kann aber bei Leibe nicht so überzeugen wie einige großartige Weggenossen. Nicht dass ihre kranke Kombination schlimm wäre: eine fette Portion Eingängigkeit hätte niemand erwartet. Nur ist dieser Versuch neben der Bahn zu schwimmen, trotz guter (kaputter) Ansätze nicht interessant genug umgesetzt, um vor den Lautsprechern auf Entdeckungsreise zu gehen.

Sänger Angus kann nicht wirklich singen, versucht sich zum Glück aber auch gar nicht daran, sondern sprachfetzt vor sich hin und gewinnt schon jetzt für seine Songtitel den Nonsens-Preis des Jahrzehnts. Seine Kumpanen machen einfach Krach und erklären Songstruktur und Melodie für Fremdwörter. Manchmal rockt der Funk-Punk sogar und endet mit ein bisschen Glück im Beinahe-Hit "Mr You On Fire Mr". Aber 30-minütige Dauer-Loops wie im abschließenden "This Dust Makes That Mud" sind ebenso überflüssige Prestige-Kunstobjekte wie nervige einmal-durchspulen-und-nie-wieder Tracks ohne Sinn und Zweck.

Die Platte mit dem langen Namen funktioniert stellenweise richtig gut und sollte für ihren Mut respektieren werden. Besonders aufregend ist sie aber an keiner Stelle, so wird man sie früher oder später im Schrank vergessen und damit ab und an vor Freunden posen, was für abgedrehtes Zeug man sein Eigenen nennt. "Can You Hear us?", fragen sich die Liars im ersten Stück. Eigentlich gerne, aber bitte nicht zu lange.

Trackliste

  1. 1. Grown Men Don't Fall In The River, Just Like That
  2. 2. Mr Your On Fire Mr
  3. 3. Loose Nuts On The Veladrome
  4. 4. The Garden Was Crowded And Outside
  5. 5. Tumbling Walls Buried Me In The Debris With ESG
  6. 6. Nothing Is Ever Lost Or Can Be Lost My Science Friend
  7. 7. We Live NE Of Compton
  8. 8. Why Midnight Walked But Didn't Ring Her Bell
  9. 9. This Dust Makes That Mud

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