laut.de-Kritik
Technisch hochklassiger Progcore aus Japan.
Review von Matthias MantheNew York, London oder Tokio sind die Beschleuniger unserer Zeit. Der großstädtischen Hektik ist es zu verdanken, dass die Menschheit innerhalb eines Jahrzehnts rund zehn Prozent schneller geworden ist. Sagt die Statistik. Im Schnellschreiterland Singapur braucht man für 18 Meter heute durchschnittlich nur noch 10,55 Sekunden.
Warum diese Randnotiz? Nun, die hier vorgestellten jungen Männer haben sich der Geschwindigkeit verschrieben - und stammen, tata, ausgerechnet aus Tokio. Man kam 2003 zusammen, um als instrumentales Gespann Postcore-Vertracktheit und mathematische Prog-Avancen zu einen.
Warum ein solches Unterfangen ausgerechnet den Namen Lite trägt, mag meinetwegen Geheimnis des inneren Kreises bleiben. "Phantasia", das bereits zweite Werk der Japaner, setzt das Dogma von der Schnelligkeit jedenfalls würdig um. Weder an der technischen Versiertheit noch am vakuumdichten Arrangement lässt sich herumkritteln.
Lite zeigen, dass der Rückgriff auf Drum-Computer, wie ihn etwa 65daysofstatic ins Bandgefüge installieren, eigentlich überflüssig ist. Akinori Yamamoto bleibt allzeit Herr über seine tachosprengenden Kaskaden.
Auch die Dual-Layer-Gitarren deklinieren sich federnd leicht durch Schwindelanfälle à la Fall Of Troy oder The Mars Volta, als wäre flirrendes Doublepicking an Japans Grundschulen erstes Pflichtfach. Leider bleibt Lites Rasanz aber eine vordergründige.
So sehr sie ihre Gerätschaften zu bedienen wissen, wirkt ihr Ansatz doch wie pazifisches Treibgut. Der Art von Postrock, denen sich diese Herrschaften verschrieben haben, haftet jederzeit eine Klonhaftigkeit an.
Insofern stagniert "Phantasia" auf hohem Genre-Standard - ohne seinen amerikanischen und europäischen Geschwistern Role Model für eine Weiterentwicklung abseits vom Schneller/Komplexer zu sein.
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