laut.de-Kritik

Das Gute findet sich jenseits der Imitation von Lana Del Rey.

Review von

Als Lana Del Rey auf den Plan trat, verglich man sie mit allen Möglichen, die mal da gewesen sind, ikonische frühere Sängerinnen oder legendäre Schauspielerinnen. Heute wird jede neue Sängerin aus dem Indieland erstmal mit ihr verglichen. Es ist so langweilig wie naheliegend: Das pseudo-retro-klingelnde Knatschen soll etwas bedeuten, es soll groß und erhaben, tragend und ernst klingen. Auftritt Yael Shoshana Cohen bei The Voice Of Israel Anfang 2013. Die heutige Sängerin von Lola Marsh performt Del Reys "Video Games" und hat offenbar bis heute nicht damit aufgehört. Gemeinsam mit dem Gitarristen und Keyboarder Gil Landau hat die Israelin noch im gleichen Jahr die Band gegründet und macht weiter mit bewährtem Knatsch-Konzept. Mittlerweile ist Lola Marsh fünfköpfig, hat im vergangenen Jahr die EP "You're Mine" veröffentlicht und jetzt, nach einem dreiviertel Jahr Verzögerung, das Debütalbum "Remember Roses".

Ob die Platte, wie geplant im Herbst, oder nun im Sommer rauskommt, ist irgendwie auch egal. Thematisch sitzen die Nummern so oder so. Nur über Gutes habe man schreiben und singen wollen. Es geht um Freundschaft, Liebe und das liebe Leben. Darum wird ein buntes Gestrüpp an Folk, Indie, Pop und hier und da feine Orchestrierungen gebastelt. Dazu die zauberhafte Stimme Cohens, die nur leider selten aus dem selbst angeschnallten Del-Rey-Korsett rausplumpsen mag und sich oft in nur betont erotisch klingenden, rauchig-rauschenden, langgezogenen Vokalen äußert.

Marketingmäßig positiv dürfte sich das Releasedatum für Songs wie "You're Mine" oder "Wishing Girl" auswirken, denn hier handelt es sich um die obligatorisch leichtfüßigen Fahrrad-Pop-Nummern, die fluffig ins Ohr gehen und Chartsplatzierung und Werbeinteresse sichern. Mit dem zweitgenannten Song hat es direkt geklappt: Ebay hat sich "Wishing Girl" für einen Werbespot geschnappt, denn Ebay steht nun mal auf Songs, in denen das leichte Kaufleben herbeigepfiffen wird. "Remember Roses" und "She's A Rainbow" sind so frech nah an der Lana dran, dass man hingegen fast wütend wird und sie sträflich ignorieren mag.

Gelangweilt aufgeben sollte man dennoch nicht. Mit der zweiten Hälfte von "Remember Roses" kehren Lola Marsh nämlich raus, was sie wirklich drauf haben. "The Wind" ist vielleicht der schönste Song des Albums, eine bezaubernde Ballade, bei der man eine Ahnung bekommt, wie großartig Cohen klingen kann, wenn sie aufhört, andere zu imitieren und beginnt, sie selbst zu sein. Unter der Imitation verbirgt sich eine beeindruckend starke, tolle, eigene Stimme. "Sirens" drückt noch mal auf die Tube und wirkt dank dicker Instrumentierung wie ein Beitrag zu einer Filmmusik. Im Kontrast dazu steht das konzentrierte Gitarrenspiel in "Le Sud", auch hier wieder die Abwesenheit von stimmlicher Knödelei, und das verhaltene, akustische Stück "In Good Times" - ganz ohne Schnickschnack. Bitte mehr davon und weniger von allem anderen.

Trackliste

  1. 1. You're Mine
  2. 2. Remember Roses
  3. 3. Wishing Girl
  4. 4. She's A Rainbow
  5. 5. Bluebird
  6. 6. The Wind
  7. 7. Sirens
  8. 8. Stranger
  9. 9. Sirens (Interlude)
  10. 10. Morning Bells
  11. 11. Hometown
  12. 12. In Good Times
  13. 13. Le Sud

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