laut.de-Kritik
Besser klang Rap weder 1988, noch 1994 und schon gar nicht 2002.
Review von Stefan JohannesbergDie schwedischen Hip Hopper von Looptroop schießen mit ihrem langerwarteten, zweiten Meisterwerk nicht nur den Vogel ab - nein, sie fegen gleich ganze Schwärme der fliegenden Gesellen vom Himmel. "The Struggle Continues" ist das Album des Jahres. Kein Zweifel. Besser, fresher und intelligenter war Rap weder 1988, noch 1994 und schon gar nicht 2002. Promoe und Co. gelingt das Kunststück, gleichermaßen innovativ, partytauglich und anspruchsvoll zu klingen, ohne die angesagte Clubmucke oder hüftlahme Underground-Beats zu biten.
Der Wahnsinn nimmt bereits beim Intro "David vs. Goliath Hustlas" seinen Lauf. Sägende Streicher, straight bouncende New York-Drums und ein genial eingesetztes Vocal-Sample von Puff Daddy-Buddie Black Rob machen von Anfang an klar: "Looptroopers Are Whoa!". Im weiteren Verlauf grooven die sehr geschickt instrumentierten Beats von Produzent Embee für Looptroop-Verhältnisse dann ungewohnt straight aus den Boxen. In Verbindung mit den sozialkritischen Skillz von Promoe, Cosmic und Supreme und deren ungeahnten Hookline-Fähigkeiten entwickelt sich jedoch ein wahres Feuerwerk an Hits en masse.
Da fällt es dem euphorischen Autor schon verdammt schwer, als Anspieltipps nicht gleich alle Tracks zu nennen. Am ehesten ragen noch "Bandit Queen", "Get Ready", "The Struggle Continues" und "Last Song" aus der ohnehin schon großen Klasse hervor. Der Titelsong besticht neben besagten Soundqualitäten allein schon wegen der Zeile "I need to write words - I need the right words. To come across and make you feel my thirst. Without this so called freedom of speech I might burst. Transform the pain into an tight vers."
Auch "Get Ready" wartet mit Standout-Lyrics auf, die sich explizit um das Thema "Hip Hop in der Krise" drehen. "Before I kill emcees I kill the police", bringt das Dilema auf den Punkt. Dagegen überzeugt der "Last Song" mit einem Hammer-Hook im Reggae-Format. Den absoluten Höhepunkt markiert jedoch Promoes Liebeserklärung an die "Bandit Queen". Lyrisch eine Offenbarung, die dem beschissenen, durch Leute wie Nelly und Tomekk hoffähig gemachten, sexistischen Frauenbild den Stinkefinger zeigt. Auszüge aus Promoes Lyrics würden hier aber den Rahmen sprengen, denn man müsste den gesamten Text zitieren.
Hoffnung, Spaß und Menschlichkeit klingen aus jeder Zeile und machen die Revolution tanzbar. Den "Revolutionary Step" sollte jeder zumindest einmal aufs Parkett gelegt haben. Zum Glück bleiben Looptroop trotz aller linken Ideale aber immer Teil der Hip Hop-Kultur. Die dicke Hose sitzt auch bei den Schweden im Schritt, und wenn Polit-Rapper Promoe sich mit dem Wissen um Redmans inhaltsleere Texte als absoluter Fan des American Most Blunted outet, dann spricht gerade diese Zweideutigkeit für die Looptrooper.
1 Kommentar
Oh ja, die Review trifft voll ins Schwarze!!!