laut.de-Kritik
Im Zwielicht zwischen House, Disco und Chillout-Sounds.
Review von Alexander CordasLinda Matthews, Yoshino und Tim Bernhardt, das Line Up des italienisch anmutenden Elektro-Projektes "Lorenzo", mutiert vom Erstling "Ism" jetzt zu "Esque". Die Pressemitteilung spricht von "vertonter Entspannung" und dem kann man nur schwerlich widersprechen. Finden sich hier doch ausgesprochen wohlklingende und gekonnt arrangierte Perlen wieder, die so manch einen nebligen Herbsttag mit bittersüßen Harmonien und sanften Beats verschönern.
Schon der Instrumental-Opener mit dem kryptischen Titel "8472" steigt wie sanfter Nebel empor. Mit behutsamen Keyboardsounds unterstützt, entschwebt er in höhere Atmosphären. Atmosphäre ist auch das, was sich durch fast jeder der insgesamt 62 Minuten hindurch zieht. Die Instrumentals bergen einen enormen Detailreichtum, und wenn Linda einmal mit ihrer einprägsamen Stimme in das Geschehen eingreift, kann man nur den Hut ziehen. Ein Titel wie "Moonsun" hätte mit entsprechender Promo-Power im Rücken durchaus das Zeug zum Klassiker. Textfetzen wie "I want to take you up higher to sky" würde auch die abgestürzte Swissair wieder in neue Höhen hieven. Alleine dieser Track wäre die Anschaffung des Silberlings wert.
Immer etwas dunkel, im Zwielicht zwischen House, Disco und Chillout-Sounds bewegen sich Lorenzo stilbewusst und -sicher zwischen den Fronten hin und her. Wenn bei einem House-Event der DJ mal wieder den Fuß nicht vom Gaspedal nehmen kann und dem Partyvolk die Beats ekelhaft gnadenlos um die Ohren knallt, wäre "Esque" das ideale Heilmittel. Wie weiland die Oma mit dem Gardinenweiß in der Tasche, sollte man die Scheibe immer parat haben.
Das Wort Stil fiel ja schon und in diesem Zusammenhang wundert es nicht allzu sehr, dass auch Reminiszenzen an Roxy Music ("Ry Tune") anklingen. Schön gemacht das Ganze und mit "Get Deep" auch nur ein Ausfall, so macht Elektro-Sound Spaß.
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