laut.de-Kritik
Melodische Deathcore-Songs mit hymnischen Refrains.
Review von Markus SeibelNach den ersten paar Sekunden des ersten Titels "Prison Of Flesh" weiß man gar nicht genau, ob man nun die neue Whitechapel- oder doch die Lorna Shore-Platte vor sich liegen hat. Grund dafür ist, dass Will Ramos Gesang dem von Phil Bozeman sehr ähnelt, nur sind Ramos' Growls deutlich rauer und tiefer.
Das Resultat liefert – so oder so - die zu erwartende Mischung aus mehr oder minder harten, melodischen Deathcore-Songs, die gesanglich an glorreiche Thy Art Is Murder-Zeiten erinnern und ausnahmslos in hymnischen Refrains kulminieren. Kompositorisch gibt's hier nichts zu kritteln, handwerklich schon mal gar nicht. Was allerdings die Originalität betrifft: Angesichts der Flut derartiger Century Media-Veröffentlichungen entsteht der Eindruck von Massenware. Doch dafür können Frontmann Will Ramos & Co. nichts.
Es braucht ein bis zwei Durchläufe, bis man richtig warm damit geworden ist. Dennoch: Bei aller Rotzigkeit scheint auch die technische Brillanz der beteiligten Musiker oft genug durch, sodass sich ein jeder den amerikanischen Musikern widmen sollte, der kein Problem damit hat, wenn seine knüppelnde Vollbedienung ein wenig Abwechslung mit sich bringt, wie sich zum Beispiel in "Glenwood" gut hören lässt.
Dies trifft auf den Gesang von Fronter Will Ramos jedoch nicht immer zu: Besonders, wenn er hoch schreit, klingt er etwas heiser. Freunde von Death- beziehungsweise Metalcore werden seinen Growls sicher etwas abgewinnen können. Die meiste Zeit übertönt er allerdings die restliche Musik und lenkt somit die ganze Aufmerksamkeit auf sich.
Damit verspielt die Band leider einige Punkte, da die Songs ansonsten wirklich überzeugen. Denn Lorna Shore treten das Gaspedal ordentlich durch, ohne dabei das Gefühl für Zugänglichkeit zu verlieren. Ein bisschen weniger Shadow Of Intent und Brand Of Sacrifice, dafür ein gewaltiges Maß stampfende Rhythmen, zugänglich hier, brachial da.
Die Königsklasse des amerikanischen Deathcore, in der Größen wie Thy Art Is Murder spielen, erreichen Lorna Shore hier meiner Meinung nach nicht. "I Feel The Everblack Festering Within Me" ist beileibe kein Meisterwerk – ein solides Album ist es aber allemal.
1 Kommentar
Schlicht und ergreifend langweilig. Guter Punkt mit Whitechapel, auch Fleshgod Apocalypse haben das mal interessanter gemacht.