laut.de-Kritik

Großartig Melancholisches von der Lamb-Sängerin.

Review von

Das introvertierte Solodebüt "Beloved One" (2006) der charismatischen Lamb-Sängerin war geprägt von schmerzhaften Liebeserfahrungen, die sich in traurigen, reduzierten Songs ein Ventil suchten. So verhält sich das auch auf ihrem Zweitling "Bloom".

Wieder prägen die Schattenseiten der Liebe das Album, wieder durchtränkt Melancholie die Lieder. Dennoch scheint sie mit kräftigeren Instrumentierung und famosem Gesang ihre Muskeln anzuspannen, um sich nicht gänzlich der Transparenz und der Zerbrechlichkeit hinzugeben.

Ihr Neo-Folk gestaltet sich auf diesem Werk spannungsreicher, um die von der gezupften Akustischen strukturierten Songs ranken sich vielseitige Arrangements, die für eine dichtere Klangkulisse sorgen.

Gewohnt leise eröffnet "The Rain" mit einnehmendem Gesang zur monoton gezupften Gitarre, ehe die Drums druckvoll zu wirbeln beginnen und mit Backgroundgesang, Glockenspiel, gehämmertem Piano und Streichern eine verstörende Atmosphäre schaffen. Lou Rhodes meets Kate Bush, könnte man meinen.

Das wunderbare "Greatness In A Speck Of Dust" tönt bei ähnlich satter Instrumentierung mit hübscher Melodielinie zugänglicher aus den Boxen, "Icarus" überrascht nach monoton vorgetragenen Strophen mit erfrischend lebendigem Refrain, "Never Loved A Man (Like You)" setzt dann mit Gitarre, Glockenspiel und sphärischen Streichern wirkungsvoll auf die Kraft der Reduktion.

Intoniert Lou ihren Text hier noch mit tiefer Gesangsstimme, so hebt diese sich leicht zitternd im berührenden "All We Are". In diesen leisen Momenten, wie ihn auch "This Love" bereit hält, entfacht Lou Rhodes nach wie vor ihren größten Zauber und ihre traurigste Zärtlichkeit. Ein sanftes Anheben dieser facettenreichen Stimme oder eine kleine Wendung des Melodiebogens als wirkungsmächtige Details, die Herzen öffnen können.

"If love is a prison, they can throw away the key" singt sie in "They Say", dessen zuerst sachte Warnung sich mehr und mehr verdunkelt, das Szenarium mit klaustrophobischer Instrumentierung keine Hoffnung mehr zulässt.

Mit "Sister Moon" schließt sich eine versöhnliche Nummer an, in der Lou gesanglich an Stevie Nicks erinnert, ehe der Titeltrack "Bloom" das Album abschließt und das Können der Lou Rhodes nochmals exemplarisch verdeutlicht.

"There's a time when independence starts to look like loneliness" heißt es hier. Das vermeintlich Positive ist ohne sein negatives Gegenstück nicht zu denken. So ist das dichotomische Weltbild und das musikalische Schaffen der Lou Rhodes strukturiert: kein Licht ohne Schatten, keine Liebe ohne Schmerz und eben keine Lieder ohne Melancholie.

Auch mit "Bloom" offenbart sich Lou Rhodes als Künstlerin, die der Schwere des Lebens in ihren Kompositionen einen weitaus größeren Raum zugesteht als den Sonnenseiten. Den Schritt ins dezente Licht hat sie mit diesem Werk dennoch getan.

Trackliste

  1. 1. The Rain
  2. 2. Greatness In A Speck Of Dust
  3. 3. Icarus
  4. 4. Never Loved A Man (Like You)
  5. 5. All We Are
  6. 6. Chase All My Winters Away
  7. 7. This Love
  8. 8. They Say
  9. 9. Sister Moon
  10. 10. Bloom

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