laut.de-Kritik

Neben Eiern braucht es eben auch Talent.

Review von

Es gibt zwei Wege, die zu einem Album mit etlichen namhaften Gästen führen: ein dicker Geldbeutel oder hoher Respekt von Szenekollegen. In beiden Fällen ist das Endprodukt meist enttäuschend. Wieso sollte sich ein Solokünstler auch auf seiner eigenen Platte die Show stellen lassen?

Chris Bridges hat die Antwort: Um sich spielerisch mit den Gästen zu messen. Hip Hop im besten Sinne also. Und dazu bedarf es natürlich neben Eiern auch Talent. Man will ja nicht blöd aussehen in der Cypher. Gut, dass Ludacris über jeden Vergleich erhaben ist: "8 years in the game / not a damn thing changed!" Ganz Recht.

Im Jahr 2008 ist Wayne der neue Carter, das iPhone der neue Technics, Diddy der neue (Wannabe-)Bond und der Süden das neue Rap-Gesamt-Amerika. Und Ludacris lädt sich für sein siebtes Album die Führungsriege der Rapszene ein und flowt und stylt nach wie vor, als gäbe es in seinem Hause Swagger als Klopapier.

Ludacris hat wohl eingesehen, dass er sich (und seine Frisur) mit seiner 2006er "Release Therapy" ein wenig zu ernst nahm. Wie zum Trotz schlägt er deftig mit der ersten Single-Auskopplung "Undisputed" zurück, stellt sich den Boxer Floyd Mayweather an die Seite und schickt sämtliche Zweifler in die ewigen Jagdgründe.

Don Cannon hantiert dazu mit Fanfaren und Drum-Tiefschlägen im Ring und Luda glänzt mit seinem Representer-Linksausleger: "Back up on the scene / back to put a nail in these rapper's coffin / I got the hammer in my jeans." Bereits nach dem ersten Song ist Luda klarer Punktsieger!

Der Berufsentertainer ist und bleibt am besten, wenn er sein Flowgemächt auf den Tisch knallt und mit der Verschmitztheit eines Heranwachsenden dazu den Hatern den schmutzigen Mittelfinger zeigt. "Everybody Hates Chris" - erneut auf formidablen Don Cannon-Fanfaren - ist dafür dank lockerster Großkotzigkeit ein weiteres herrliches Beispiel.

Wenn schließlich Großmeister DJ Premier die Cuts in die Hook und Bumm und Tschack auf Zwei und Vier packt, muss Luda quasi den "MVP"-Titel für sich beanspruchen: "My deliveries invaded your vicinity / Hennesy is my remedy / takin' shots like Kennedy." Präsentiert im Luda-Flow, mit einer Stimme, nach der sich die Führungsetagen sämtlicher Urban Music-Labels die Finger lecken, macht sowas das Leben eines Hip Hop-Fans schon mal sehr einfach.

Natürlich spielt auch im Kopfkino des Herrn Bridges nach wie vor der Süden eine tragende Rolle. Eine T.I.-Kollaboration auf drückendem DJ Toomp-Geschoß ("Wish You Would") ist da natürlich genauso Pflicht, wie eine (Autotune-freie) Strophe von König Weezy auf überladenem Dirty South-Banger ("Last Of A Dying Breed"). Ja, sogar mit dem Ross macht Luda auf sphärischem Streetrunner-Beat ("Southern Gangsta").

Wer sich einst DJ Chris Lova Lova nannte, darf das weibliche Geschlecht natürlich auch nicht außer Acht lassen. So stehen im Pflichtprogramm hormonschwangere Balzgebärden, wahlweise mit Plies auf käsigem Synthie-Gebilde von Swizz Beatz ("Nasty Girl") oder auf überraschend soulig swingender Scott Storch-Großtat mit Schmalz-Hook von Jamie Foxx ("Contagious"). Schließlich weiß man nicht nur im Pulk mit Chris Brown und Sean Garrett "What Them Girls Like".

Zur großen Überraschung sorgt Ludacris außerdem für feuchte Backpacker-Träume, holt sich von Ex-Little Brother 9th Wonder einen Beat für Götter und schlendert Hand in Hand mit Common über die Post-Native Tongue-Wiese ("Do The Right Thang"). Dem nicht genug, hat die Def Jam-Chefetage auch noch ihre zwei besten Pferde für Luda aus dem Stall gelassen.

Mit Nas und Jay-Z toniert er eine neue Hip Hop-Hymne und gemeinsam stellt man im Trio klar: "I Do It For Hip Hop". Nur zu gut, dass der Protagonist nicht einmal bei diesem hochgradigen Aufeinandertreffen im Schatten stehen muss. Genau so muss sich ein Feature-schweres Album anhören!

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Undisputed
  3. 3. Wish You Would
  4. 4. One More Drink
  5. 5. Call Up The Homies
  6. 6. Southern Gangsta
  7. 7. Everybody Hates Chris
  8. 8. What Them Girls Like
  9. 9. Nasty Girl
  10. 10. Contagious
  11. 11. Last Of A Dying Breed
  12. 12. Mvp
  13. 13. I Do It For Hip Hop
  14. 14. Do The Right Thang

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Ludacris – Theater of the Mind €15,08 €3,00 €18,07

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Ludacris

Pünktlich zum Aufstieg des Dirty South-Raps hat sich ein gewisser Chris Bridges aka Ludacris an die Spitze dieser Bewegung gesetzt. Seine Vorgehensweise …

37 Kommentare