laut.de-Kritik

Warum ist dieser Mann nicht schon viel bekannter?

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Gedämpfte Farbtöne herrschen auf dem Papier mit Leinwandstruktur vor. Gemäldeartige Coverbilder haben Tradition bei Matt Ward. Gedämpft wirkt auch die Musik, die der amerikanische Songwriter auf seinem vierten Album präsentiert. Hätte Musik Farben, so wären diese Songs in verschiedene Erdtöne getaucht, intensiv und kräftig, aber doch ein wenig matt und bescheiden, genau wie das Cover.

Mit "Post-War" legt Ward ein großartiges Album vor. Auch das hat Tradition bei ihm, denn schwache Songs sollen ruhig andere schreiben. Schon das streicherunterstützte "Poison Cup" zeigt zu Beginn in knappen zweieinhalb Minuten, dass man auch den Mut haben kann, einen richtig guten Song enden zu lassen. "To Go Home", die Coverversion eines Daniel-Johnston-Songs, trabt etwas schneller daher, das lebhafte Klavier verstärkt den Eindruck weiter. So weit so gut, die Offenbarung wartet aber im perfekt harmonischen Refrain, bei dem Neko Cases Backgroundgesang zur Verzauberung des Hörers beiträgt.

Ward gibt seinem zeitlosen Folk eine bluesige Betonung, Ward selbst sagt, er habe sich an der amerikanischen Nachkriegsmusik der 40er und 50er Jahre orientiert. "Post-War" entstand hauptsächlich bei dem Sänger zu Hause, er beschreibt das Album zudem als sein erstes mit einer richtigen Band. Ob dies der wahre Grund ist, dass alles derart stimmig erscheint, bleibt aus der Ferne schlecht zu beurteilen. Was man allerdings feststellen kann, ist, dass alles eben unheimlich stimmig ist.

Zudem fällt es schwer, die Freude über dieses Album in Worte zu fassen. Eines steht aber fest: Man will diese Platte einfach immer wieder hören, sie wird dadurch nicht langweiliger und das gibt Anlass zur der Hoffnung, dass es in ein paar Jahren vielleicht immer noch so ist. "Chinese Translation" fährt neben beschwingtem Fingerpicking auch Countryelemente auf, die nicht nach Stroh und Kuhmist duften, sondern eher nach Veranda und Sonnenuntergang. Auch vor längeren, wohldosierten Instrumentalteilen schreckt Ward nicht zurück. Warum auch, wenn sie doch so passend sein können, wie beim zweiminütigen Instrumental-Track "Neptune's Net"? Es wirkt eher wie ein eigenständiger Song und nicht wie ein Interlude.

Über "Rollercoaster" liegt ganz besonders dieser Schleier aus erdigen Farbtönen. Der coole Refrain fräst sich sofort in den Kopf. Auch hier weiß Ward aber, wann Schluss ist. Er nudelt den Song nicht tot, sondern hinterlässt einen Hörer, der gerne noch ein paarmal zurück skippt.

So gibt es letztlich nichts, was man diesem Album vorwerfen kann. Weder ist es in der Vergangenheit, noch in der Gegenwart gefangen. Vielmehr scheint es losgelöst von derartigen Kategorien zu existieren. Um so drängender stellt sich die Frage, warum M. Ward nicht schon sehr viel bekannter ist. Es bleibt eigentlich nur, ihm zu wünschen, dass sich Album für Album immer mehr Menschen für seine wunderbaren Songs interessieren.

Trackliste

  1. 1. Poison Cup
  2. 2. To Go Home
  3. 3. Right In The Head
  4. 4. Post-War
  5. 5. Requiem
  6. 6. Chinese Translation
  7. 7. Eyes On The Prize
  8. 8. Magic Trick
  9. 9. Neptune's Net
  10. 10. Rollercoaster
  11. 11. Today's Undertaking
  12. 12. Afterword/Rag

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