laut.de-Kritik

Wie weit darf Bruderliebe eigentlich gehen?

Review von

Es dauert keine 15 Sekunden, da schlägt die "Kompass"-Nadel bereits wie wild aus. Ja, was ist denn hier los? Madsen goes Alternative? Respekt, die Herren. Die erste halbe Minute des sechsten Studioalbums des Gebrüder-Kollektivs aus dem niedersächsischen Prießeck hat es wirklich in sich. Die Gitarren krachen, der Bass grummelt und das Schlagzeug scheppert.

Doch dann tritt Sänger Sebastian vors Mikrofon. Vergleichbar mit einer versehentlichen Blähung beim Geschlechtsverkehr fungiert das Pausenhof-Organ des Frontmanns wieder einmal als Lustkiller. Zwar kommt das Blut während des noch mal Fahrt aufnehmenden Refrains kurzzeitig erneut in Wallung. Aber da ist das Kind längst in den Brunnen gefallen.

Schnell fragt man sich: Wie weit darf Bruderliebe eigentlich gehen? Wann befreien Johannes und Sascha ihren Blutsverwandten an vorderster Front endlich von seinem Leid? Irgendwann muss doch auch mal Schluss mit lustig sein. Es ist ja nicht so, dass der gute Sebastian erst seit gestern das Aushängeschild mimt. Der Kerl versucht sich nun schon seit über zehn Jahren als Sänger der Band. Und was ist das Ergebnis? Texte mit dem Tiefgang eines Einweg-Tauchsieders, vorgetragen von einer Stimme, die klingt, wie ... ach, keine Ahnung. Das Getröte ist so dermaßen blutleer und melodiefremd, dass mir nicht mal eine passende Vergleichsohrfeige dazu einfällt.

Schnell macht sich Panik breit. Hektisch skippe ich mich durch die Tracklist. Meine Hoffnung: elf weitere Songs, die – Bitte! Bitte! – eine ähnlich aggressive Richtung einschlagen wie der Opener. Ich will mir nämlich gar nicht vorstellen, wie das "Stimmchen" im Rampenlicht wohl klingen mag, wenn der Background drei Gänge runterschaltet. Doch den Gefallen tut mir die Band natürlich nicht.

Zwischen durchaus gefälligen 'Wir covern ohne zuzugeben dass wir covern'-Momenten à la "Leichter", "Ich Trink Nur Eben Aus", "Fluten" und "Graue Welt" (Ace Frehley, Weezer, Green Day, Queens Of The Stone Age, Beatsteaks, Foo Fighters) geht es erwartungsgemäß auch diverse Male ruhiger zu. So präsentiert sich der Zweisamkeits-Filler "Küss Mich" umgeben von monotonem Piano-Geklimper, während der Titeltrack zwischen Indie-Polka und schlaffem Gitarrenpop hin und her pendelt.

Es geht aber noch schlimmer. Die beiden angezerrten Halbballaden "Unerreichbar" und "Über Die Berge" narkotisieren selbst eingefleischte Fernsehgarten-Dauergucker. Dass mit voluminösen Black-Sabbath-meets-T.Rex-Erinnerungen ("Leuchttürme") noch ein bisschen Boden gut gemacht wird, interessiert zum Finale hin nur noch am Rande. Zu tief sitzt der Stachel des Leids.

Dem armen Sebastian schlussendlich als einzigen den schwarzen Peter zuzuschieben, wäre allerdings nicht ganz fair. Sicher, das Gejaule des Madsen-Kapitäns treibt jedem halbwegs ausgebildeten Gesangslehrer den Angstschweiß auf die Stirn. Aber auch der Rest der Band bekleckert sich nicht gerade mit Ruhm. Abgesehen von vereinzelten Schüssen in die richtige Richtung ("Sirenen", "Fluten", "Leuchttürme") zielt man nämlich auch in der zweiten Reihe in schöner Regelmäßigkeit meilenweit am Ziel vorbei.

Trackliste

  1. 1. Sirenen
  2. 2. Leichter
  3. 3. Küss Mich
  4. 4. Kompass
  5. 5. Ich Bin Korrupt
  6. 6. Ich Trink Nur Eben Aus
  7. 7. Fluten
  8. 8. Unerreichbar
  9. 9. Graue Welt
  10. 10. Nochmal
  11. 11. Über Die Berge
  12. 12. Leuchttürme

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Madsen – Kompass €3,79 €3,00 €6,79

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Madsen

Die fünf Jungs von Madsen sind eigentlich keine Newcomer mehr: Schon seit 1996 musizieren die Gebrüder Sebastian und Sascha Madsen mit Nico Maurer als …

27 Kommentare mit 127 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    Dieses Album ist auf jeden Fall um einiges besser als das letzte. Wer Madsen LIVE erlebt hat, kann mit der hier abgegebenen Schelterei überhaupt nichts anfangen. Die Texte von Madsen haben durchaus Tiefgang und manchmal macht es einfach nur Spass die Mukke aufzudrehen und mitzusingen.

    Keine Ahnung was der Autor hat, aber meiner Meinung nach ist diese Kritik komplett für´n Arsch.

  • Vor 9 Jahren

    zu dieser Rezension hier fällt mir wirklich nur eins ein: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten!
    Wie kommt es, dass solch geistiger Dünnschiss auf Laut.de veröffentlicht wird?

    Wer vielleicht schon mal ein weiteres Madsen Album zu Gehör geführt oder sich eventuell sogar mit der Band befasst hat, der sollte in etwa mitbekommen haben, was bei der Band Stilmittel ist und welche Aussagen Ihnen wichtig sind.
    Es gibt nicht viele deutsche Bands, deren Musik über die Jahre soviel Spaß und Authentizität verbreitet hat wie die von Madsen.
    Das ist auch kein Pop. Das Lebensgefühl hinter den Madsen Songs ist Rock.
    Merk dir eins Schreiberling:
    Die Madsen Brüder sind und bleiben Leuchttürme im deutschen Musikgeschäft!

    und ich muss mich in puncto Musikrecherche wohl wirklich neu orientieren...

    • Vor 9 Jahren

      Hm. Sehr erschütternde Rezension die hier von Herrn Butterweck in einem ebenso unprofessionellem Stil niedergeschrieben wurde. Man könnte fast meinen, dass er die Band grundsätzlich verachtet. Mit Sicherheit ist dieser Mann ein Experte in Sachen Sarkasmus und Rhetorik - Hut ab Kai! - mitnichten jedoch von jenem Lebensgefühl, welches mein Vorredner bereits erwähnte.
      Um es kurz zu halten: Ich schließe mich meinem Vorredner gänzlich an. Leuchttürme wanken im Wind - doch fallen niemals um. Aus diesem Grund sollten wir den Wind einfach Wind sein lassen.

    • Vor 9 Jahren

      Meine Fresse.. Scheiße ist KEIN Stilmittel.
      Madsen bleibt niederster Rotz den niemand brauch.

  • Vor 8 Jahren

    Der Schreiber hat anscheinend ein Problem mit der Musik von Madsen. Nur ziemlich arm ,das hier unter dem Begriff Kritik von sich zu geben. Ich hoffe, es geht ihm nun besser, nachdem er hier seinen Frust runterschreiben durfte. Hat wahrscheinlich im Leben sonst nicht viel zu melden.

    Ich find die Musik von Madsen sehr gut. Und mir ist dabei völlig egal, ob Sebastian Klassenbester in der Musikschule war oder diese gar nicht besucht hat. Freu mich schon auf's nächste Live-Konzert.