laut.de-Kritik
Tua-Kollabo, Trap-Remix und Rap-Spektakel.
Review von Simon LangemannNa endlich: Auf "Null" (2009) und "Eins" (2010) folgt "Zwei". Doch Markus Winter wäre nicht Maeckes, wenn er auch inhaltlich so simpel vorginge, wie die schlichte Titel-Folge zunächst suggeriert. Stattdessen arbeitet er ganz nach der vor längerem formulierten Maxime: "Warum einfach, wenns auch kompliziert geht?"
Neuigkeiten bringt das erste Solorelease seit über zwei Jahren freilich genug mit, dennoch funktioniert es als Remix-Album – auf allen Ebenen, mal mehr und mal weniger. Hier übernimmt Maeckes einen Beat fast unverändert ("Wir Trinken Das Meer Leer"), da nur ein Sample ("Traum"), gelegentlich auch nur ein paar Textzeilen ("Langer Weg Zum Glück").
So besitzt zumindest nach seinem eigenem Verständnis jeder Track einen direkten Vorgänger. Inwiefern aber "Olympia Puke" auf "Zwischen" aufbaut, darüber kann man eigentlich nur rätseln. Mit dem Ergebnis lässt sich dennoch bestens leben: Gemeinsam mit dem großartigen Edgar Wasser pöbelt er sich über ein düster-apokalyptisches Brett von Maeckes-Beat.
Ein Rap-Spektakel mit Seltenheitswert, setzt das Orsons-Mitglied ansonsten doch mal wieder überwiegend darauf, seine Schwäche zur Stärke zu machen - und zu singen. Selten brachte dies so schöne Hooklines hervor wie in "Whiskeyglas" oder im poppigen "Sägeblatt"-Sequel "Herz Voller Wespen".
Über die Erwartungshaltung der Fans sieht Maeckes gelassen hinweg. So verbirgt sich hinter "Fräulein Bird II" nicht etwa ein (weiterer) entzückender Lovesong. Stattdessen kokettiert Maeckes zu finsterer Bassline mit seinem Image als Mädchenmagnet und lässt die Pianotupfer der alten Version nur in der Hook kurz aufblitzen. "Es tut mir leid, das zu sagen, Girls / doch es gibt nur eine Fräulein Bird." Eine urkomisch veranschaulichte Backstage-Geschichte über den unablässigen Groupie-Ansturm.
Überhaupt gelingt es Maeckes ein weiteres Mal auf eindrucksvolle Art und Weise, die scheinbar unbedeutenden Kleinigkeiten des Lebens mit einer skurrilen, aber glaubwürdigen Dramatik aufzuladen. Die gewisse Bedrücktheit lässt ihn dabei auch dann nicht los, wenn er wie im Opener "Googles Seite 2" über Kleidergrößen sinniert: "Absolute Authentizität, so lange das Bauch-einziehen halt so geht / Wenn man zu große Hosen per Endorsement-Deal kriegt, wächst man rein / Hässlich, ich weiß."
Dass ein roter Faden dabei nicht das Ziel war, legt alleine die Diskrepanz zwischen der düsteren Tua-Kollabo "Per Navi Ins Nirvana" und dem Trap-Remix "Alle Mich Mögen II" nah. Anstatt wie auf "KIDS" eine übergeordnete Geschichte zu erzählen, nutzt Maeckes den Zyklus als fortlaufend weiterentwickeltes Skizzenbuch. Heraus kommt mit "Zwei" ein weiteres herausforderndes Kunstwerk der bescheidenen Selbstreferenzialität.
Und auf die Nummer "Drei" darf man zumindest schon mal hoffen, wie Maeckes der Intro offenbarte: "Mein Traum wäre es, das ganze Textmaterial von 'Zwei' einem Künstler oder einer Band zu geben - und der oder die soll daraus dann was machen." Mit einem derartigen Schatz an Alltagspoesie lässt sich so viel eigentlich nicht falsch machen.
15 Kommentare mit 351 Antworten
whiskeyglas. boah.
Hey, das hat ja ne bessere Bewertung als Sonny Black.
Flamewar in 3, 2, 1...
nicht mein Ding. Wer ist die Zielgruppe für sowas?
Feststellung 1: Weder von Maeckes noch von Tua werde ich mir je wieder ein Solo-Teil kaufen, solange die beiden diesen Weg verfolgen.
Feststellung 2: Schrecklich auf ganzer Linie. Ich verstehe wo Maeckes hin will mit seiner Kunst, aber die Darstellung ist mir viel zu bemüht. Er zerfetzt praktisch die Songs, lässt ein paar Stücke übrig auf einem je nach Track ganz gutem Beat und verkauft das dann als innovative Weiterentwicklung.
Durchaus dope, immer diese Leute die sich über alles Aufregen das nicht ihren Erwartungen an Rap entspricht...
Hab mir die Kommentare durchgelesen und gemerkt, das passt auf mich! Alle Albung gekauft und jetz 1 Maeckes Fan! So, jetzt hör ich mir mal diesen Sonny Black sein Albung an.. Der macht doch auch deutsches Rap