laut.de-Kritik

Die slowenische Madonna balkantet sich durch sinnfreie Texte.

Review von

In seiner Heimat hat er bereits das Etikett 'die slowenische Madonna' anhaften. Ein Blick aufs Cover zeigt, weshalb. Fast so hübsch und ausdrucksstark kommt Robert Pešut daher. Der dekorative Schnauzer schmiegt sich sanft an die sinnlichen Lippen, seine seidigen Haare umrahmen das herrliche Bild von einem Mann.

Die Musik des Herrn Magnifico ist entsprechend krude. Big Beats bollern mit Roma-Tröten und Surfgitarren à la Dick Dale um die Wette ("Hir Ai Kam, Hir Ai Go"), tiefer gelegte Bässe und orientalisches Schlagwerk verfeinern "Balcanto No 2", ein Instrumental, das dem gesprochenen Intro, in dem es um den Nationalmythos der Serben - die Schlacht auf dem Amselfeld - geht, einen musikalischen Rahmen verpasst.

Magnifico wäre nicht selbiger, wenn es ihn kümmern würde, was seine Landsleute über die Nachbarn im Süden denken. Als Slowene über "the small kingdom of srbija, known by its proud people and brave warriors" zu erzählen, erfordert im kleinsten Staat Ex-Jugoslawiens eine gehörige Portion Chuzpe. Von der politischen Sprengkraft dieses Verhältnisses einmal abgesehen, groovt das Stück gewaltig.

Die Wahl des Albumtitels "Export Import" hätte gelungener kaum sein können. Pešut knödelt sich aus den unmöglichsten Zutaten seinen ureigenen musikalischen Cocktail zusammen. Neben den allgegenwärtigen Einflüssen aus der Balkan-Region wie den wunderherrlich dissonanten Blasmusik-Intermezzi oder filigran gespielter Quetschkommode verwurstelt er noch Flamenco-Gitarren, funkige Bassläufe und Südsee-Stimmung. Klingt unmöglich? Ist es auch, und manchmal möchte man dem Komponisten den Scheibenwischer zeigen bei so viel Unverfrorenheit.

Dennoch entsteht aus diesen Zutaten ein launiges Potpourri. Magnifico nimmt sich nicht allzu ernst. Würde er sonst die Eigenheiten der Muttersprache in herrlich besemmelte Lautmalereien packen, wie es die Songtitel offenbaren? "Des is a slowenische Rrrrrrr" rechtfertigte sich einmal eine fränkische Exil-Slowenin ob ihrer Vergewaltigung dieses Konsonanten, Magnifico geht das meilenweit am Ärmel vorbei, und so balkantet er sich durch seine oftmals vollkommen sinnfreien Texte.

Die Invasion Europas durch Musiker vom Balkan ist angelaufen. Goran Bregovic hat das Terrain erstmals ernsthaft ausgekundschaftet, jetzt setzt Magnifico an, die Eroberung auf dem Spaß-Level fortzusetzen. Mit seinem seltsamen Mix und dem umwerfenden Äußeren könnte er durchaus Erfolg haben.

Trackliste

  1. 1. Hir Aj Kam, Hir Aj Go
  2. 2. Giv Mi Mani
  3. 3. Madona
  4. 4. Mehiko
  5. 5. Balkanto No. 1
  6. 6. So Izi
  7. 7. Zh Ne Sui Pa Pur Tua
  8. 8. Jedina
  9. 9. Jenkiz In Da Harem
  10. 10. Tu Meni Tu Mach
  11. 11. Balkanto No. 2
  12. 12. Bonus Trek

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