laut.de-Kritik

Breite Arena-Refrains zum Mitgrölen.

Review von

Für "Wired" ließen sich Mallory Knox ein gutes Stück mehr Zeit als zuletzt bei "Asymmetry" (2015). Die längere Pause schlägt sich deutlich in den neuen Songs nieder. Von "Asymmetry" zu "Wired" ist es kein Schritt, es ist ein Sprung.

Dieser trägt Mallory Knox einerseits in Gefilde, wo sie ihr Kompositionsgeschick und Gespür für Hooks noch stärker zum Ausdruck bringen können, andererseits verlieren sie dabei auch gewisse Elemente. Teilweise klingt es, als hätte die Band einfach zu viel Zeit im Studio und beim Songwriting verbracht, man vermisst das Spontane, die Kanten.

So ergibt "Wired" im Ganzen zwar ein deutlich fokussierteres Bild ab als "Asymmetry", wo man munter Extreme auslotete. Erinnern wir uns zum Beispiel an das Bonus-Doppel "Glimmer"/"QOD II", das von Liebreiz-Folk-Pop zu einer infernalischen Walze mutierte. Genau diese Überraschungsmomente fehlen "Wired".

Was natürlich nicht heißt, dass Mikey Chapman und Co. auf einen Schlag alle Rotzigkeit und Heaviness verloren hätten. Sie können immer noch ziemlich zulangen. Der "Lucky Me"-Mittelteil schielt nicht nur gen Metal, er wäre es in anderem Kontext auch. Der Opener "Giving It Up" erweist sich als energetischer Alternative-Kracher allererster Güte. Wer rotieren möchte, kann das tun, wer mitschreien möchte ebenso – die Hooks sind im Nu verankert.

"California" rattert wüst durch die Lala-Rock-Melodienschmiede. Der Refrain platziert sich eher am schwachen Ende der Killers-Skala. Dazu gesellt sich abgestoppte Achtelnoten-Begleitung aus dem Alternative-Basics-Lehrbuch.

Positiv hervorzuheben ist allerdings der Aufbau des Songs: Im Zentrum steht klar der breite Arena-Chorus und sorgt als roter Faden dafür, dass man "California" so schnell nicht wieder vergisst. Ein gewohntes Strophenprinzip findet man nicht, jeder Part ist anders, die Übergänge trotzdem fließend. Und das ist nach wie vor die große Stärke der Band: Welche Richtung sie auch einschlagen, der Weg dorthin ist absolut nachvollziehbar. Fast jedem Stück geben Mallory Knox einen eigenen Dreh mit. In "For You" untergraben sie mit Winkewinke-Teenieschwarm-Schmalz leider ihre Durchschlagskraft.

"Falling In Love" enttäuscht zunächst mit einfallslosen Achtel-Palm-Mutes, wie vorher schon "California", diesmal allerdings mit Clean-Gitarre. Auch die kitschige Gesangsmelodie trägt vorerst wenig zur Besserung bei – ist dann aber der Grund, warum der Übergang in ein warmes Arpeggio so hervorragend funktioniert und die Ballade auf einen Schlag interessant wird. Pointierte Härte darf nicht fehlen und speziell Drummer Dave Rowling sorgt in der zweiten Hälfte für einen Höhepunkt, den man angesichts des seichten Beginns kaum für möglich gehalten hätte.

Trackliste

  1. 1. Giving It Up
  2. 2. California
  3. 3. Wired
  4. 4. For You
  5. 5. Midnight
  6. 6. Better Off Without You
  7. 7. Falling In Love
  8. 8. Lucky Me
  9. 9. Saviour
  10. 10. Come Back Around
  11. 11. Mother

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