laut.de-Kritik

Down in the past: manisch harmonisch.

Review von

Zehn Jahre nach dem Debüt erscheint die erste Best Of der Band, die mittlerweile die ganz großen Hallen zu füllen vermag. Das ist angemessen. Auch weil sich die Band brav von unten nach oben gespielt hat. Klar, die schon fast legendär gute schwedische Infrastruktur für junge Bands darf man wohl hinzu addieren.

Die 22 Tracks aus fünf regulären Studioalben beweisen aber vor allem eines: Die Schweden haben ein fast schon unverschämt glückliches Händchen für (Indie-) Hymnen. Sieht man mal das Partyvolk zum eingängig losknallenden "Down In The Past" hysterisch abzappeln, kommt man um diese Erkenntnis kaum herum. Straight nach vorn und immer manisch harmonisch: drunter machen sie es selten.

Im reißenden Fahrwasser der Strokes kamen Mando Diao einst gerade richtig - ohne, dass sie Soundgewand oder Produktionsstil des Retrorocks entscheidend geprägt hätten, wie es die Amerikaner schafften. Oben schwammen sie trotzdem. Seit 2005 bespielt man die größten Festivals. Tourneen in den USA? Sicher.

Die CD/DVD-Version der Compilation legt noch 18 Videoclips und einen Livemitschnitt von 2006 aus München drauf. Wen wunderts? Hierzulande sind Mando Diao momentan wohl der angesagteste Schwedenrock-Export: "Good Morning, Herr Horst" (Und bevor man diese Liebe überbewertet, am besten schnell das bluesig und soulig rockende "Motown Blood" anhören.)

Drummer Samuel Giers stieg im April 2011 trotzdem aus. Die Gründe sind nicht ganz klar, zweifellos hat er aber Drumspuren für viele Mitsingkanonen hinterlassen. Mal schnelle, fröhlich melancholische ("Long Before Rock'n'Roll", "The Band"), mal mehr in den Sechzigern ("Sheepdog", "Mean Street") bzw. Siebzigern fußende ("Gloria"), mit fixem Folkeinschlag ("If I Don't Live Today, Then I Might Be Here Tomorrow"), 80er-Wave-Touch ("Dance With Somebody") oder balladesk ("Ochrasy", "Mr Moon"): Mando Diao verstehen ihr Handwerk.

Der noch im vergangenen Dezember veröffentlichte Teasertrack "Christmas Could Have Been Good" wird zwar schnell vergessen sein. Die Schweden wollen ihren R'n'R-Party-Traum trotzdem noch mindestens zehn weitere Jahre leben. Oder wie sollen wir den Gag 'Volume 1' als Untertitel der Compilation und 'the early years' im Booklet sonst verstehen?

Trackliste

  1. 1. Dance With Somebody
  2. 2. Long Before Rock'n'Roll
  3. 3. Down In The Past
  4. 4. Sheepdog
  5. 5. God Knows
  6. 6. Welcome Home, Luc Robitaille
  7. 7. Gloria
  8. 8. If I Don't Live Today, Then I Might Be Here Tomorrow
  9. 9. Mean Street
  10. 10. The Band
  11. 11. Never Seen The Light Of Day
  12. 12. TV & Me
  13. 13. You Can't Steal My Love
  14. 14. Mr Moon
  15. 15. All My Senses
  16. 16. Paralyzed
  17. 17. Christmas Could Have Been Good
  18. 18. Ochrasy
  19. 19. Clean Town
  20. 20. Good Morning, Herr Horst
  21. 21. Motown Blood
  22. 22. Dalarna

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10 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    Bei diesen Deppen schaffe ich es einfach nicht, Unsympathie zu ignorieren und die Musik slebst zu hören. Denn die ist gut. Aber diese Typen aaargh.

  • Vor 12 Jahren

    Die Musik ist gut und das affektierte Verhalten wohl Show von daher wayne. Aber Best-of Alben sind meistens so sinnvoll wie ein sechster Zeh und deshalb auch meistens nur Geldmacherei.

  • Vor 12 Jahren

    @dude2k10

    Manchmal sind sie aber auch sehr sinnvoll! Als Beispiel nehme ich mal das Album "And all that could have been" (ja gut, ist ein Live und kein Best of Album, aber sind halt viele "ältere" Lieder drauf) von Nine Inch Nails.
    Damals war ich ziemlicher Mansonfan, der Name Nine Inch Nails (und besonders das Logo NIN) war mir schon bekannt, aber die Songs, die ich bis dahin von ihnen gehört habe, waren (wie überraschend für NIN) nicht sehr eingängig. Irgendwann machte ich ein Praktikum in einem Kaufhaus. Da ich dort den Hinterausgang in der Musikabteilung benutzen konnte, war es mir möglich ziemlich viele CDs zu klauen, ohne ein Risiko eingehen zu müssen.
    Ja, Klauen ist scheiße, aber damals war ich jung usw. bla bla. Klauen tue ich nun nicht mehr!
    Jedenfalls hat mich dieses Album zum NIN Fan gemacht! Seitdem kaufe ich mir meistens erstmal ein Best of Album einer Band, die mich interessiert, und "erforsche" dann den Rest

  • Vor 12 Jahren

    @The Great Destroyer toll, genau so gings bei mir auch mit NIN los...war zeimlicher Manson Fan, und hab mir nachdem ich "The long hard road out of hell" gelesen hab die and all that could have been dvd gekauft-nicht geklaut;) und das hat mich dann auch zum NIN fan gemacht...mittlerweile hab ich jedes halo - auch die signierte ghosts version und auch jeden teil von we're in this together...und nin hab ich mittlerweile 8 mal in ganz europa gesehen;)

  • Vor 12 Jahren

    Also unabhängig der Daseinsberechtigung von Best Of Alben muss ich sagen, ist die Auswahl an Songs hier schon ziemlich gut gelungen. Da sieht man erstmal wieder, wie viele tolle Lieder die eigentlich abgeliefert haben.
    Hör Mando Diao mittlerweile auch nur noch selten, aber damals war das schon ne geile Zeit. Strokes, Libertines, Vines, White Stripes und Mando Diao, mehr brauchte eine Party fast nicht. :)

    Eigentlich vermiss ich auf der Scheibe hier wirklich nur 'To China With Love'.

  • Vor 12 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.