laut.de-Kritik
Was soll danach noch kommen? Armageddon?
Review von Mathias MöllerMaritime mögen als amerikanische Band auf Grand Hotel Van Cleef für den nicht Eingeweihten etwas deplaziert wirken. Und doch: Das Hamburger Label und das Quartett aus Milwaukee passen zusammen wie die sprichwörtlichen Hintern und Eimer. Feinste Popmelodien und größtmöglicher Pathos zeichnen beide aus.
Dabei ist das Trademark von Maritime die angenehm warme, raue Stimme von Sänger und Gitarrist Davey von Bohlen. Die erleichtert dem Hörer gleich den Einstieg in die ohnehin superpoppige Midtemponummer "Guns Of Navarone". Und auch "With Holes For Thumb Sized Birds" mit seinem zurückgenommenen und doch treibenden Beat entführt den Hörer in die wunderschöne Popwelt, aus der Maritime lebt.
Doch all das verblasst und wird unwichtig in dem Moment, in dem der erste Ton von "For Science Fiction" ertönt. Die Toms geben den Rhythmus vor, der Bass schnarrt. Von Bohlen stimmt eine Gesangslinie an, die direkt aus dem Himmel zu kommen scheint. Spätestens bei der Textzeile "Freaks come out at night, Freaks come on forever" laufen dem Hörer kübelweise Schauer den Rücken runter.
Maritime kommen dem natürlich nie erreichbaren perfekten Popsong mit "For Science Fiction" so nah, dass es einem schon fast Angst macht. Was soll danach noch kommen? Das Ende der Welt, Armageddon? Neun weitere Songs? Meinetwegen.
Auch wenn es schwer fällt, sich auf irgendetwas, was danach kommt, zu konzentrieren: Maritime zelebrieren den Pop im Großformat, mit soviel Sixstring, wie das Popkorsett erlaubt. Mit punkinfiziertem Drive ("Hand Over Hannover"), im Schwebezustand ("Peril"), mit kristallinen Gitarren ("Pearl") oder der Achtziger-Referenz "Be Unhappy".
Maritimes "Heresy And The Hotel Choir" bietet über 40 Minuten Glückseligkeit, die zwar schon relativ früh ihren Höhepunkt findet, dafür aber schön lange auf hohem Niveau nachklingt.
6 Kommentare
"... dem natürlich nie erreichbaren perfekten Popsong mit 'For Science Fiction' so nah, dass es einem schon fast Angst macht. (...)"
Uh oh.
Kam der werte Rezensent schonmal in den Genuss von The Formats "Dog Problems"?
Dieses Album lege ich jedem nahe, der sich auf der Suche nach den WIRKLICH fast perfekten Popsongs befindet.
"For Science Fiction"? - War speziell nach der euphorischen Beschreibung jetzt irgendwie ... na ja ... langweilig?
Aber sowas passiert.
Ist ja nicht schlimm.
Christian Stenger.
also, Dog Problems würde ich persönlich als nicht wirklich fast perfekt bezeichnen... aber da sind wohl die Geschmäcker verschieden...
eben. geschmäcker sind verschieden, und was der rezensent gehört hat, hat der rezensent gehört. und nicht der christian stenger.
Neinnein.
Nicht falsch verstehen, nur weil ich mich bei "WIRKLICH" zu Versalien habe hinreißen lassen. Es fällt mir zugegebenermaßen sehr schwer, beim Thema "Dog Problems" nicht zu euphemisieren (Ob's dieses Wort wirklich gibt?) ...
Aber nun, wer ein bisschen Pathos und ein bisschen mehr Orchesterinstrumentarium nicht sonderlich mag, hat am genannten Album wohl auch nicht so seine Freude ...
Aber was wollte ich nun eigentlich? Ach so: Natürlich trete ich ungern anderen auf die Füße, ich habe nur spontan meine Meinung kundgetan (machen ja viele hier). Was ich dagegen gerne mache, ist, mit meinem Namen abzuschließen, da ich ...
... nun, mich seiner nicht schäme.
Bonsbaisers.de: Christian Stenger
@frubias (« ...nicht schlecht. Allein schon der Name des Gitarristen lässt aufhorchen... »):
Du meinst weil er bei The Promise Ring war, einer 90-E**-Band
@ode to the sun (« @frubias (« ...nicht schlecht. Allein schon der Name des Gitarristen lässt aufhorchen... »):
Du meinst weil er bei The Promise Ring war, einer 90-E**-Band »):
Genau!