laut.de-Kritik

Liebe, Sehnsucht und Fußball.

Review von

"Schieß Den Ball Ins Tor" heißt die neueste Single von Max Raabe, dem Palastorchester und den beiden Chanteuren Heino Ferch und Peter Lohmeier. Sie liegt dem Album als Extra-Single bei. Die Nummer im Marschmusik-Rhythmus ist mit das beste Statement im WM-Jahr. Da dürfen Il Divo und Herbert mit gnädiger Unterstützung der Fifa ruhig trällern, an das Gesangstrio hier reichen die Beiträge mit Sicherheit nicht heran. "Schieß den Ball ins Tor/lass den Poldi vor!" Eben.

In den Kontext von "Komm, Lass Uns Einen Kleinen Rumba Tanzen" passt der Song jedoch in keinster Weise und taucht deshalb wohl auch "nur" als Gratis-Beilage auf. Rumba ist die Maxime des Abends. Der 4/4-Takt regiert. Wenn schon nicht mit eiserner Hand, dann doch mit einem entschlossenen Blick in Richtung Tanzfläche, Glitzer und Glamour. Rumba firmiert - ähnlich wie der Tango - unter dem Banner der getanzten Liebeserklärung. Die musikalische Umsetzung des Themas gelingt den Deutschen sehr wohl, auch wenn der gemeine Teutone nicht unbedingt im Verdacht steht, kubanisches, respektive karibisches Temperament mit sich herum zu tragen.

Auf dem Cover heißt es noch rückwärtsgewandt "Laß uns einen ...". Wie die alte Schreibweise suggeriert, halten wieder einmal die alten Werte, respektive Rechtschreibung Einzug in den Ballsaal. Raabe selbst stellt in den Linernotes gleich klar, dass es "die Rumba" heißen muss, was aber für den Genuss der neuesten Raabe/Palastorchester-Produktion von geringerer Bedeutung ist.

Nach wie vor funktionieren die Arrangements der musikalischen Geschichts-Wiederkäuer hervorragend. Liebe, Sehnsucht, Herzschmerz. Was da auch kommen mag, Raabe versieht die instrumentalen Steilvorlagen des Orchesters dank seiner unnachahmlichen Stimme ganz undezent mit einem Schmelz, der die alten Zeiten aufleben lässt. Da gehörte der Kniefall vor der Angebeteten noch zum Standard-Repertoire jedes Rosenkavaliers. Das bedeutet ja nicht, dass man(n) nicht auch heute noch der Herzensdame gentlemenlike den Hof machen darf, aber welcher moderne, emanzipierte Mann hat da noch genug Benimm? Eben. Da darf einem dann auch mal ein gepflegter Rülpser ob des dargereichten Champagners entfleuchen.

Unternehmen Rumba gelungen. Da halten wir es mit dem Sänger selbst: "Frag nicht, warum wir Rumba tanzen, ich tanz ihn liebend gern'!".

Wenn ich doch nur wüsste, wie.

Trackliste

  1. 1. Luna De Monte Carlo
  2. 2. Komm, Lass Uns Einen Kleinen Rumba Tanzen
  3. 3. Heartaches
  4. 4. Flor De Yumuri
  5. 5. Roter Mohn
  6. 6. Chic I Bum
  7. 7. Ritmo De Rio
  8. 8. Under The Red Moon
  9. 9. Rumbah Tambah
  10. 10. Un Ora Sola Ti Vorrei
  11. 11. Siboney
  12. 12. Tabu
  13. 13. In A Café On The Road To Calais
  14. 14. Nachts Am Kongo
  15. 15. En La Plantacion
  16. 16. Duerme
  17. 17. Ich Suche Eine, Die Mir Allein Gehört

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