laut.de-Kritik

Kann man auch Tracks heiraten in Dänemark?

Review von

Jan Eißfeldt wollte es wissen, vor einiger Zeit schon - und ich verlange auf der Stelle die Einführung der Vielehe. Ich möchte das komplette Album ehelichen, und wenn wir dann schon dabei sind, die Produzenten gleich mit. Gut, sehr gut, dass Liebe blind macht und nicht taub. Anderenfalls hätte ich nach dem ersten Kontakt mein Hörvermögen eingebüßt.

Nach diversen Veröffentlichungen auf unterschiedlichen Compilations, etlichen Liveauftritten und jeweiligen Soloprojekten präsentieren Rasmus Møbius und Anders Christophersen, zusammen Melk, mit "Sports" ihr Debütalbum. Der Einstiegssong "Lego Love" vermittelt den Eindruck, man habe es hier mit einer Dub-inspirierten Minimalelectro-Platte zu tun; sparsame kleine Melodien versetzt mit etwas elektronischem Geknister, Bleeps und Clicks - hübsch, und für dieses oft so unfassbar ermüdende Genre erstaunlich spannend.

Die Wertung "gefällt mir gut" noch nicht zu Ende gedacht, landet auch schon die Kinnlade auf der Tischplatte. Woher kommt die Platte doch gleich? Darf es sein, dass Dänen so rappen können? Wer ist dieser Context, und warum zum Teufel habe ich von ihm und seiner Crew Nobody Beats The Beats noch nie gehört?

Ich habe Nachholbedarf, scheint mir, aber wenn die Lektionen in Form amtlicher Hip Hop-Tracks wie "Game Over" erteilt werden, lass ich mich gerne belehren. Überhaupt setzen die grandiosen Vokalisten den für sich allein schon hörenswerten Instrumentals die Krone auf. Auch dieser Gisli (halber Däne, was haben die da nur im Trinkwasser?) - ein hervorragender MC, von dem ich mehr hören will. Einzig Ane Trolle reißt mich persönlich nicht vom Hocker, was nicht etwa an mangelndem Sangesvermögen der Dame liegt, sondern schlicht daran, dass ich es mit Björk-mäßigen hohen Frauenstimmen einfach nicht so habe.

Ist es voreilig, bereits Ende März die Lieblingsplatte 2005 zu küren? Wohl - aber "Sports" gehört zweifellos zum Schönsten, das ich seit Jahren hören durfte. Verliert durch permanentes Abspielen keineswegs an Zauber. Mitnichten. Gleich noch mal.

Trackliste

  1. 1. Lego Love
  2. 2. Game Over ft. Context
  3. 3. Smash
  4. 4. Pink Slip ft. Gisli
  5. 5. Countryside ft. Gisli
  6. 6. Barry
  7. 7. Put Your Name On It
  8. 8. Hummel
  9. 9. Interlude
  10. 10. Like Rock'n'Roll ft. Tuco
  11. 11. Rookies on Tracks ft. Ane Trolle
  12. 12. Bring Up The Roots

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