Mely - " Portrait Of A Porcelain Doll"

Der düstere, melancholische Sound dieser bereits vierten Platte wird international durchaus sein Fans finden. Wer von der österreichischen Herkunft der Jungs nichts weiß, würde wohl eher auf eine Truppe aus Schweden oder Finnland tippen. Denn sowohl was das Songwriting betrifft als auch künstlerische Aspekte, muss man sich hinter deutlich größeren Bands aus Skandinavien zu keiner Zeit verstecken.

Vor allem Gitarrist und Sänger Andreas Mataln macht am Mikro eine ausgesprochen gute Figur. Seine Stimme ist außergewöhnlich emotional und abwechslungsreich und ruft in beinahe jedem Song andere Vergleichsmöglichkeiten hervor. Eine Referenz, die aber immer wieder passt, ist Pain Of Salvation. Die Stimmen von Andreas und Daniel Gildenlöw liegen zwar nur bedingt im selben Bereich, doch die Stimmung gleicht sich.

Songs wie das teils reduziert, teil bombastisch intonierte "It's Cold Without Shoes" oder das mit fantastischem, mehrstimmigen Gesang ausgestattete "Maybe Yesterday" besitzen eindeutig progressive Ansätze und Aufbauten. Dennoch sind sie eingängig, verlieren sich nicht in zu viel Grübeleien oder kopflastigen Elegien, wie das bei Pain Of Salvation auf den letzten Scheiben oft der Fall war.

Auch der Opener "Of Doubts And Fears" und das darauf folgende "Brocks Against Porcellain Dolls" begeistern mit einer sehr eindringlichen Atmosphäre. Die ist wesentlicher Bestandteil jeder der neun Songs auf dem Album. Selbst wenn es wie bei "Don't Wake The Sleeping Dog" sowohl vom Gesang als auch musikmäßig gern mal an Alice In Chains erinnert.

"Portrait Of A Porcelain Doll" ist ein wirklich interessantes und abwechslungsreiches Album. Warum die Band anderenorts gern mit Paradise Lost verglichen wird, ist mir musikalisch kaum und gesanglich schon mal gar nicht klar. Wer auf Musik mit dichter Atmosphäre und mitreißende Emotionen steht, kommt an den Kärntnern kaum vorbei.