laut.de-Kritik
Achte auf deinen Rücken, Al!
Review von Michael EdeleLustiges Cover, muss man schon sagen. Scheiße auch, der gute Al macht auf "Rio Grande Blood" mal wieder keine Gefangenen! Der Kerl muss ja inzwischen ständig ein Ziehen im Nacken verspüren, denn wer dem Bush-Clan so heftig ans Bein pinkelt, auf den sind sicher schon mindestens fünf Scharfschützen angesetzt.
Bei den zwischenmenschlichen Gefühlen zwischen US-Präsident George W. Bush und Al Jourgensen handelt es sich nicht nur um eine leichte Antipathie. Al hasst den Kerl im Weißen Haus mit jeder Faser seines Körpers. Anders kann mir keiner erklären, wie es der Mann sonst schafft, uns solch einen Hassbrocken wie den Opener vor dem Latz zu knallen. Wie immer genial ausgesuchte Spoken Word-Samples (bearbeitet oder nicht ist da egal) wechseln sich mit Als hasserfüllten Shouts ab.
Musikalisch steht hier die typische Ministry-Breitwand vor einem, die nur darauf wartet, den Hörer zu erschlagen. Ähnlich brutal setzt auch "Señor Peligro" ein. Ein erstklassiges Thrash-Riff, dass ich in der Art einfach mal Tommy Victor zuschreibe, holzt nach vorne weg, ehe es in der Strophe einen Gang langsamer, dafür aber nicht weniger brachial zur Sache geht. Anschließend geht es mit "Gangreen" erst einmal sehr groovebetont ab und ein freundlicher Herr namens Sgt. Major ("I stick my dick in your nose") dirigiert ein Rudel brünftiger Brüllaffen durch die südlichen Anden. Zumindest hören sich die geäußerten Laute nur selten nach einem störungsfreien Stammhirn an.
Apokalyptisch wie Kollege Mengeles Unterhosen dräut zunächst "Fear (Is Big Business)" herauf, bevor der Song ebenfalls Lichtgeschwindigkeit aufnimmt und jeden klingonischen Bird of Prey weit hinter sich lässt. Vor allem Drummer Mark Baker legt hier einiges vor, was Slipknots Joey Jordison live erst mal nachspielen muss. Dann wird aber wieder gegroovt, was die Nackenmuskeln her geben und "Lieslieslies" fährt ein obergeiles Anthrax-Riff auf, das in einem schon fast epischen Chorus mündet. Das kommt schon fast einem Novum im Ministry-Universum gleich - endgeil!
Was einem in Form von "The Great Satan" in bester "Jesus Built My Hotrod"-Manier um die Ohren fliegt, könnte dem ein oder anderen schon von der Jubiläums-Scheibe "RaNtologY" bekannt sein. Doch nicht nur Tommy Victor treibt Jourgensen zur Höchstleistung an, auch Killing Joke-Tieftöner Paul Raven macht dem alten Sack Feuer unterm Arsch und heizt mit ihm durch "Yellow Cake". Auch "Palestina" denkt nicht mal im Traum dran, vom Gas runter zu gehen. Bremsen ist nur was für Loser.
Wer anders, als der ehemalige Dead Kennedys-Fronter Jello Biafra würde schon die richtigen Worte in der Einleitung zu einem Song wie "Ass Clown" finden? Eben, nur schade, dass der Kerl sich im weiteren Verlauf des Brachialgroovers nur noch einmal mehr zu Wort meldet. Ein kleines Duett zwischen den beiden Grandseigneurs wär doch was feines gewesen. Die größte Provokation für die meisten Amis liefert Al aber zum Schluss mit "Khyber Pass" ab, das von orientalischem Gesang dominiert ist, der zumindest mir schnell auf die Eier geht. Achte auf deinen Rücken, Al!
Nach kurzer Pause darf der Sgt. Major mit seinem Rudel Brüllaffen nochmal kurz ran, dann ist aber endgültig Schluss. "Rio Grande Blood" steht somit in direkter Konkurrenz zu "Psalm 69" und ist diesem Album mindestens ebenbürtig. Da Ministry auch noch mit den Revolting Cocks auf Tour gehen, steht der Vollbedienung eigentlich nichts mehr im Wege.
1 Kommentar
ich finds bloß schad dass sie sich aufgeläst haben den ich die platte und die is hammergeil