laut.de-Kritik

Mit Lidl-Cowboyhüten und Gunter Gabriel-Gedenkboots.

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Mumford & Sons, Dry The River, Of Monsters And Men: Selten erfreute sich Indie-Folkpop einer derart immensen öffentlichen Aufmerksamkeit wie dieser Tage. Das gehaltvolle Pendeln zwischen triefender Melancholie und beschwingtem Frohsinn ist dermaßen präsent, dass man sich mittlerweile selbst im staubtrockenen Duisburg mit reichlich Banjos, Mandolinen und Glockenspielen eindeckt: "Man kann sehr wohl hier leben und trotzdem Songs schreiben über Peter Pan, Kirschbäume, Raumschiffe und Liebe, die sich um sich selbst dreht, bis die Sonne aufgeht", findet Mobilée-Frontfrau Carolin Wolter.

Zusammen mit ihrem Background-Quintett glaubt die Ruhrpott-Bardin ganz fest an die Kraft der berühmten Butterblume, die sich trotz widrigster Umstände ihren Weg durch den Autobahnasphalt bahnt, um der lebensverneinenden Umfeld den Mittelfinger zu zeigen. Doch ebenso wenig wie sich Duisburg heutzutage noch ausschließlich mit stickiger Industrie über Wasser hält, sorgen Mobilée mit ihrem musikalischen Treiben für Lichtblicke am vermeintlich ewig grauen Ruhrpott-Firmament.

Zwar verfügt Sängerin Carolin über ein überdurchschnittliches Organ, das sich irgendwo zwischen Marie Fredriksson, Christina Perri und Dolores O'Riordan am wohlsten fühlt, doch geben Allerwelts-Pop-Strukturen wie in "Peter Pan", "Talking Quietly", "Genesis" oder "Little Sister" zu wenig her, um das Timbre auch gewinnbringend in Szene zu setzen. Permanent lockt die mit Euro-Scheinen wedelnde Charts-Welt und kleistert den Notausgang in Richtung Ausgelassenheit und Innovation mit massenhaft The-Dome-Plakaten zu.

Wenn dann auch noch Olli Dittrich und Co. mit Lidl-Cowboyhüten und Gunter Gabriel-Gedenkboots aus der Versenkung auftauchen und sich bei Texas Lightning-Tribute-Songs wie "Lay Down Here" oder "Let The Great World Spin" die Squaredance-Hufen wund tanzen, dann ringt auch der letzte Duisburger Schlot nach Frischluft. Fast schon drohend gibt die Sängerin die Zielrichtung vor: "Wir beschäftigen uns mit der Vorstellung, für einen kurzen Moment die Zeit anzuhalten und den Lauf der Welt zu stoppen".

Lieber Gott im Himmel, lass Gnade walten und belege bitte alle Zeitmessgeräte dieser Welt mit einem Wir-hören-niemals-auf-zu-ticken-Fluch.

Trackliste

  1. 1. Peter Pan
  2. 2. Lay Down Here
  3. 3. Talking Quietly
  4. 4. Genesis
  5. 5. A Little Bit
  6. 6. Spaceships
  7. 7. Let The Great World Spin
  8. 8. The Refugee
  9. 9. Little Sister
  10. 10. Well Done
  11. 11. Raindrops On London
  12. 12. Filmlet

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1 Kommentar

  • Vor 12 Jahren

    Dieser Country-Pop würde in den Südstaaten bestimmt gut ankommen. Bei uns hat sowas ja nicht wirklich eine Chance. Auch für mich hat das diesen angestaubten No No Never Charme.
    Die Sängerin hat eine schöne, unaufdringliche Stimme.
    Live in der Kneipe würde ich das wahrscheinlich abfeiern :D