laut.de-Kritik
Kurzes Mixtape mit Highlights.
Review von Manuel RautheIch bin Fan. Ein guter MoneyBoy braucht sich für mich nicht neu erfinden. Was er braucht sind coole Beats, Amiflows & Flavour und vor allem lustige Lines und Quotables. Wer den Österreicher, wenn auch nur aus Versehen, in den letzten Jahren irgendwie mitbekommen hat und immer noch nicht mag, wird nicht von seinem zehnten, fünfzigsten oder hundertsten Mixtape überzeugt werden. Der wird auch jetzt nicht mehr konvertieren und kann auch dieses Tape, sein vierundvierzigstes, getrost skippen. Wer MoneyBoy mag, sollte reinhören. Und für wen MoneyBoy der "Dreh den Swag auf"-Typ ist, der sollte unbedingt reinhören.
Seit 2010 "Swagger Rap" erschien, pumpt der Boy alle paar Monate die Mixtapes raus wie ein junger Gucci Mane. So etwas wie Throwaways kennt er wahrscheinlich nicht. Mit nur sechs Tracks und einer Runtime von unter 14 Minuten ist "Beezy George Gervin Ice Man" mehr als knackig. Die Beats klingen, als hätte der Mastering Engineer, falls einer in den Prozess involviert war, auf das gesamte Projekt einen erbarmungslosen Hardclipper geschmissen, fertig. Sie sind crunchy und übersteuern mit jedem Kick.
Zum Einstieg gibt es auf "Frozen Moments" einen verhältnismäßig deepen MoneyBoy auf einem Kopfnicker Beat mit arktischem Pad und melancholischer Piano-Chordprogression. Auf verkündet MoneyBoy Weisheiten wie "I gotta focus on myself wie ein Selbstportrait, nicht alles auf dieser Welt dreht sich um Geld, okay? Health is wealth." zum Besten. Die besten Momente des Tracks finden immer dann statt, wenn das bei jedem Kick knackend clippende Voicesample die Stimmung anhebt und MoneyBoy sich auch mal zu Lines wie: "Es sieht aus, so als wär die Formel 1 wieder back, denn mein new Cryzler ist red wie ein Heinz Ketchup Pack" hinreißen lässt. Weiter geht es auf "Grape" mit einem stimmungsvollen Trapbeat, über den MoneyBoy durch die zweiminütige Runtime erst mehr, dann weniger fokussiert durchrappt.
Dann setzt der beinahe-Titeltrack "George Gervin" ein, ein Instant Hood Classic in Mbeezys ausschließlich im Internet stattfindenden, von Internetmenschen bevölkertem Mittelschichtsghetto. Hier kriegen die Fans, was sie wollen. Dabei hat er die moneyboyesquesten Lines an GUDG-Schützling Taylor Johnson outgesourced. Spätestens nach: "Spiel bitte kein Song weil ich nichts davon halte / Ich hab ein Homie sein Name ist Malte / und wenn er will fickt er deine Alte" hat jeder sich hierher verirrte Oldhead kopfschüttelnd abgeschaltet. Auch ein bisschen zu Recht. Wer bleibt weiß, es wird ein Fest. Taylor Johnson braucht seine Zeit um warmzulaufen aber oh boy, wird er dann warm. Wie Fivio Foreign auf "Off The Grid" hängt er immer weiter Vierzeiler an seinen Part und macht dabei einfach Spaß. MoneyBoy selbst hält auf dem düsteren Trapinstrumental mit routinierten, aber verspielten Flows gut dagegen. "George Gervin" ist das Highlight des Mixtapes.
Ähnlich gut geht es mit "Wakanda" weiter. Der Beat übersteuert hart, das Instrumental klingt, als hätte ein junger Zaythoven es in seinem Keller für Gucci Mane gezaubert. Darüber dudelt ein fröhlicher Flötensynth. Wieder mal gibt es in den knapp zwei Minuten keine Hook, nur Flows und endlich auch mal lustige Bars wie "Tropicana Orange Fanta Color von Impala / bin ein lazy motherfucker hänge ab wie ein Koala", die schon in Schriftform einfach flowen.
Die Hook von "Jeweler" langweilt dagegen direkt. Für die vielen Pausen ist der How to produce for Tyga Fl Studio Type Beat dann doch zu uninteressant. Die Parts sind da schon besser, lassen aber den typischen Humor vermissen. Am Ende wird es dann noch einmal beinahe deep. Über Detroid Bassline und Klavier gibt es Hoodweisheiten auf denglisch und jede Menge Representerlines. Spätestens nach mehrmaligem Hören kann man "What Imma Do" getrost skippen.
Mit "Frozen Moments", vor allem aber "George Gervin" und "Wakanda" finden Fans drei saftige Tracks für die MoneyBoy Playlist, die letzten zwei Genannten sind mit das Beste, was man von dem Österreicher in den letzten Jahren zu hören bekommen hat. Die anderen drei Tracks sind auch nicht schlecht, wobei die Grenzen bei MoneyBoy dahingehend eher fließend sind.
Noch keine Kommentare