laut.de-Kritik
Mit Dee Snider auf Kreuzzug für wahren Rock'n'Roll.
Review von Manuel BergerWie schnell sich Monster Truck in den vergangenen Jahren nach oben gespielt haben, ist schon beeindruckend. Nach einigen großen Supportslots füllten die Kanadier bei ihrer 2017-Headliner-Tour durch Deutschland auch alleine Hallen mit einer Kapazität von bis zu 1000 Leuten. Irgendwo muss das Selbstbewusstsein ja herkommen, wenn man sein neues Album prätentiös "True Rockers" betitelt. Doch keine Bange, Monster Truck liefern ab.
Im Titeltrack fahren sie gleich einen Herren auf, der das Prädikat "True Rocker" wie kaum ein anderer führen darf: Dee Snider. Damit nicht genug, inszenieren die Trucker den Twisted Sister-Boss auch noch als Rock'n'Roll-Kleriker. Im C-Teil des Songs predigt Snider vor sakraler Orgel: "We're all gathered here today to pay respect to true Rock'n'Roll / to testify that we are true rockers / 'Cause Rock'n'Roll is not dead, because it lives in our hearts!" An Schwülstigkeit kaum zu übertreffen – Gott sei Dank schiebt der Track aber so gut nach vorn, dass man der Aufforderung gerne nachkommt.
Mit Fullspeed brettern Monster Truck nach diesem Einstand weiter durchs gelobte Rockland. Den Schwerpunkt legen sie wie schon bei den Vorgängern auf klassische Tugenden, ohne dabei altbacken zu klingen. Dass sie nun auch einigen Songs modernen Stadionrockanstrich verleihen, ist nur logisch. Ein Song wie "Thundertruck" würde wahrscheinlich sogar Dave Grohl mit Kusshand ins Set aufnehmen, der schwere Mid-Tempo-Groover "Evolution" ist besseres Nickelback als Nickelback seit Jahren selbst sind. Geschickt weben sie immer wieder Gangshout-Parts ein, um Publikumsinteraktion zu provozieren.
"The Howlin'" bedient dagegen mit stampfendem Western Bluesrock zu hundert Prozent Bonamassa-Klientel. Diesem wird auch die relaxte Ballade "Undone" gefallen. Frontmann Jon Harvey zeigt hier, dass er nicht nur das Live-Powerhouse ist, sondern auch weiche Melodielinien souverän trägt. Ein gefühlvolles Blues-Solo von Gitarrist Jeremy Widerman rundet den Track ab, leise Orgel und Mundharmonika sorgen für Atmosphäre.
Monster Truck vermitteln das Gefühl von Jugendklassikern, die man bei Klassentreffen rauskramt, um sich an die geile Zeit zu erinnern – und bei Bedarf auszurasten. Dank der durchgehend hohen Qualität, der gelungenen Erweiterung ihres Soundspektrums, ohne sich anzubiedern, sowie starker Tonproduktion, steht letztlich auch völlig zurecht die Überschrift "True Rockers" drüber. Nur über das Artwork müsste man nochmal reden ...
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