laut.de-Kritik

Der perfekte Soundtrack für Gothic 3.

Review von

Moonspell scheinen tatsächlich einen zweiten Frühling zu erleben. Nicht nur, dass sie Ende letzen Jahres unter dem Titel "Under Satanae" einige ihrer ersten Songs neu eingespielt haben. Nun legen sie mit "Night Eternal" auch schon ihr neues Album vor und klingen darauf so stark und selbstbewusst, wie schon lange nicht mehr.

Das hat durchaus seine Gründe und seine Berechtigung, denn "Night Eternal" hat endlich wieder die verdammt düstere und tolle Atmosphäre, die die Band früher so ausgezeichnet hat. Die strömt schon mit dem stimmigen Intro zu "At Tragic Heights" aus den Boxen, und auf einmal stehen mir wieder diverse Szenen und Momente aus Gothic 3 vor Augen. Mit seinen leichten orientalischen Klängen wäre das der perfekte Soundtrack zum Spiel gewesen. Die Mischung der harten Gitarren, schnellen Drums, den Keys und Fernandos Gesang ist nahezu perfekt gelungen.

Vor allem Sänger Fernando zeigt sich auf der neuen Scheibe von seiner besten Seite und bringt bei "Night Eternal" den vollen Druck seiner Stimme zum Einsatz. Selbst bei den derben Shouts hat der Mann ein einzigartig markantes Stimmorgan und prägt die Kompositionen maßgeblich. Wechsel zwischen geflüsterten, eindringlichen Passagen zu eruptiven Black Metal-Ausbrüchen wie in "Shadow Sun" deckt der Fronter genauso leicht ab wie das tolle Duett mit der ehemaligen The Gathering-Sängerin Anneke van Giersbergen in der Videosingle "Scorpion Flower".

Ist "Moon In Mercury" noch eine recht hart rockende Nummer mit durchgehend derben Shouts und ein paar tollen Melodien der Gitarren, überrascht "Hers Is The Twilight" nach einem heftigen Einstieg mit Vocals und einer Stimmung die deutlich was von Tiamat hat. Bevor die Parallelen aber zu groß werden, brechen immer wieder harte Klänge in die ruhigen Momente ein und hämmern ein paar bärenstarke Melodien durch die Speaker.

Die bleiben in "Dreamless (Lucifer And Lilith)" weitgehend außen vor, und (ich weiß, ich wiederhole mich) was Fernando hier gesanglich zeigt, ist variabel und stark wie selten zuvor. Doch auch seine Hintermannschaft geht in Sachen Songwriting weitaus mehr Experimente ein als früher, was sich bei "Spring Of Rage" deutlich feststellen lässt.

Wirkliches Neuland betreten Moonspell mit "First Light" zwar nicht, doch die immer wieder auftauchenden Frauenchöre geben der mit zahlreichen Gitarrenmelodien verzierten Nummer das gewisse Etwas.

Trackliste

  1. 1. At Tragic Heights
  2. 2. Night Eternal
  3. 3. Shadow Sun
  4. 4. Scorpion Flower
  5. 5. Moon In Mercury
  6. 6. Hers Is The Twilight
  7. 7. Dreamless (Lucifer And Lilith)
  8. 8. Spring Of Rage
  9. 9. First Light

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LAUT.DE-PORTRÄT Moonspell

1989 gehts mit einer Band namens Morbid God los, die sich in Brandoa, Portugal zusammen findet und zunächst noch durch den Death und Black Metal rumpelt.

16 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Groß war die Ungewissheit darüber, in welche Richtung sich die Portugiesen entwickeln würden. Der Plan, erneut gemeinsam mit Waldemar Sorychta als Produzent in Aarhus zu arbeiten, war hierbei natürlich ein Zeichen in Richtung kompromissloser Härte.
    Um es vorwegzunehmen: Man wird nicht enttäuscht.
    Bereits mit dem Opener „At tragic Heights“ wird deutlich, wohin die Reise geht. Wehmütig lockt anfangs die Stimme einer orientalischen Sirene am Horizont, während Fernando Ribeiros flüsternder Erzählton bereits das Endritual allen Seins herbeizitiert und sich im Refrain eruptiv in einem schwarmetallischen Gewitter entlädt.
    Im zweiten Track „Night Eternal“ wird einem das volle Blackmetal-Stakkato um die Ohren gehauen, jedoch gewürzt mit anfangs und zwischendurch ergänzenden klassischen warmen 80ies Gitarren der Marke „Fields of the Nephilim“.
    Eben diesen Gitarrensound vernimmt man auch auf „Shadow Sun“, ergänzt durch Voodoodrums und gehauchter Strophe (was mich irgendwie an Faith No Mores „Midlife Crisis“ erinnert“). Man wird förmlich eingesogen, bis die Dynamik erneut im Refrain explodiert.
    „Scorpion Flower“ ist typischer Moonspell-Goth a la “Irreligious”, der mit intelligent eingesetzten und nicht zwanghaft überdosierten weiblichen Backingvocals aufwartet, welche die starke Melodik aufs trefflichste unterstreichen.
    „Moon in Mercury“ muß sich hinter keiner einzigen Blackmetalband weltweit verstecken und verweist mit seiner Energie, abwechslungsreichen Struktur und komplexen Spieltechnik so manch hochgelobten „true scandinavian act“ in seine Schranken.
    „Here is the Twilight“ ist ebensolch ein Goth-Blackmetal-Bastard, der in der Leadguitar stellenweise fast schon ein wenig „Iron Maiden“ on Highspeed zitiert.
    „Dreamless“ erzeugt mit seinen dezenten Keyboardtupfern und dem Runterfahren des Tempos eine mystische Grundstimmung, die das (alp)traumhafte Element des Textes illustriert. Ribeiro thront inmitten dieser Messe wie ein heidnischer Schamane und kann hier natürlich nur allzu gut seinen portugiesischen Akzent als Joker ausspielen.
    „Spring of Rage“ beeindruckt von Beginn an durch seinen ungwöhnlichen Gitarrenklang, der sich wie ein akustisches Gewinde in die Gehörgänge dübelt, ist ansonsten jedoch songwriterisch der vielleicht schwächste Track des Albums.
    Das letzte Lied „First Light“ ist für mich persönlich auch der Höhepunkt von „Night Eternal“.
    Nach relativ unspektakulärem Beginn schwillt der Refrain mit einem erneut vorbildlich eingesetzten Frauenchor zu einem alles verschlingenden hypnotischen Strudel an, driftet für Sekunden mit Ribeiro ins schwarzmetallische, baut ein Hardrocksolo ein und erstirbt am Ende in der eigenen Schönheit.

    Fazit:
    Moonspell haben etwas vollbracht, was seit Jahren nur den wenigsten Bands gelingt. Sie benutzen Gothicelemente nie auch nur in Sichtweite der Kitschgrenze.

    Weniger ist mehr:
    weniger Keyboards, weniger Heavenly Voices, weniger runtergestimmten Gothgesang.

    Ebenso werden die Blackmetalversatzstücke nicht als stupides Gaspedal für den reinen Geschwindigkeitsrausch missbraucht, sondern sorgfältig in die jeweilige Songstruktur eingeflochten.
    Das Ergebnis findet sich in einer im besten Sinne kathedralistischen Atmosphäre, die den aufgeschlossenen Metalfan unterhalten möchte, aber weder unterfordern noch verblöden will (Hallo „Crematory“, got it?).
    Man merkt eben positiv, dass Moonspell von Kindesbeinen an mit der puristischen Melancholie des portugiesischen Fado aufgewachsen sind.
    Das Nutzen des „Fields o.t. Nephilim“-Sounds bildet hierbei eine fruchtbar kontrastierende Gemeinschaft mit den Stakkato- und Wespengitarren.

    Und die Texte?
    Ribeiros Lyrics sind natürlich – wie gewohnt – meilenweit vom doofen „Tormentor of Christian Souls“-Gestammel entfernt und nähern sich eher Carl Mccoy an.
    Der graduierte Philosoph macht en weiteres Mal den großen Schmelztiegel auf und verrührt kryptisch portugiesische und christliche Mythologie mit derbem Aberglauben, Lovecraft’schen Phantasien und Poe’schen Horrorelementen, nur um am Ende zu beweisen, dass alles lediglich der menschlichen Einbildung entspringt.

    Was für ein in dunklen Farben schillernder schwarzmetallischer Monolith!

    Cathedralic Black Metal at it’s Best!

    Das müssen Opeth erst einmal toppen.

  • Vor 16 Jahren

    Wenn du nicht immer so maßlos auf die Kacke hauen würdest, könnte man deine Kritiken tatsächlich lesen.

    Aber egal. Was mich vielmehr interessiert: Geht das musikalisch vielleicht endlich mal wieder Richtung "Wolfheart" oder "Irreligious"?

  • Vor 16 Jahren

    absolut! steht da ja auch deutlich!