laut.de-Kritik

Toughem House mit Pop auf die Sprünge helfen.

Review von

Erick Morillo möchte Dancemusic so groß wie Hip Hop machen. Die Reichweite ist dabei weniger das Problem. Stellen Techno und House doch gleichfalls globale Phänomene dar. Ein gemeinsames Identifikationsmuster, wie sie die gewachsene Hip Hop-Kultur mit ihren Einstellungen und Überzeugungen aufweist, gehen dem Dance aber ab. Hip Hop ist eben mehr als Musik.

Rein musikalisch betrachtet, will Morillo dem House mit Pop auf die Sprünge helfen. Mit seinem auf der Old School fußenden House-Elektronik-Crossover bewegt sich der Produzent, Remixer und Labelboss jedenfalls auf einem Level, auf dem er sich mit den Top-Produzenten der Hip Hop-Szene messen lassen kann.

Wenn der toughe Housebeat von "Happy" feat. DJ Rap (einer Jungle-Ikone), ansatzlos herein poltert und rauchige Frauenvocals über funky Rhodespiano-Einwürfe und wabbernde Bassflächen schweben, kommt Bewegung auf die Tanzfläche. Glattgebügelt wird hier bei allem Pop-Appeal nix. Der New Yorker sollte der nächsten Zürcher Street Parade unbedingt einen Besuch abstatten.

Der frühere Reel2Real-Produzent holte sich für sein Solo-Debüt reichlich Verstärkung ins Studio. Gleich dreimal steuern die Garage-, House- und Dance-Hooligans der Audio Bullys ihre dreckigen, melodiösen Skills bei. Bei der funky Single "Break Down The Doors", dem im typischen Audio Bullys-Style zerhäxelten "Lessons" und der trocken fiepsenden Tech-House-Nummer "Sunshine", einem der Top 3-Tracks der Platte. Singen die Bullys ihre Vocals selbst, bringt Morillo ansonsten den Pop gerne mit souligen Frauen-Stimmen ("What Do You Want" feat. Terra Deva oder "Rock My Body" feat. Shawnee Taylor) ins Spiel.

P. Diddy, der bekanntlich ebenfalls den Dancefloor für sich entdeckt hat, steuert seine Parolen zum eintönigen "Dance I Said" und dem sich steigernden "My World" bei. Die auf den ersten Blick kuriose Kollabo mit Boy George ("Who Am I Today", ein hart brummender Track) erklärt sich, wenn man erfährt, dass der Brite selbst ein kleines Dancelabel führt. "Come Make Me Over" wartet zum Schluss mit typischen Acid-Snare-Patterns auf. Wer auf toughen Club-House und die No Genre-Limits-Attitüde der UK-Danceszene steht, ist hier richtig.

Trackliste

  1. 1. Break Down The Doors (feat. Audio Bullys)
  2. 2. Happy (feat. DJ Rap)
  3. 3. What Do You Want (feat. Terra Deva)
  4. 4. Sunshine (feat. Audio Bullys)
  5. 5. Rock My Body (feat. Shawnee Taylor)
  6. 6. Dance I Said (feat. Sean "P. Diddy" Combs)
  7. 7. Lessons (morillo feat. Audio Bullys)
  8. 8. Waiting In The Darkness (feat. Leslie Carter)
  9. 9. My World (feat. Sean "P. Diddy" Combs)
  10. 10. Who Am I Today (feat. Boy George)
  11. 11. Beat down (feat. Shawnee Taylor)
  12. 12. Take it slow (feat. Mad Stuntman and Shawnee Taylor)
  13. 13. Come Make Me Over (feat. Shawnee Taylor)

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