laut.de-Kritik
Skurriler und unangepasster Indie Rock aus Kanada.
Review von Deborah Katona"I've grown tired of this body", singen Mother Mother. "I will never grow tired of this album", denkt man als Zuhörer. "I've been ghosting, I've been ghosting along", singen Mother Mother. "You've been ghosting, you've been ghosting for too long", denkt man als Zuhörer. Denn bereits vor zwei Jahren erschien "O My Heart" in Kanada und den USA. Vor zwei Jahren! Eine viel zu lange Zeit, um dem deutschen Markt dieses Album vorzuenthalten.
Schon der titelführende Einstiegstrack "O My Heart" beginnt mitreißend. Der Bass setzt ein, eine Melodie deutet sich an. Und das Schlagzeug treibt den Song bereits voran, bevor Gitarrist Ryan Guldemond überhaupt zum Gesang angestimmt hat. Unterstützt von Schwester Molly bieten Mother Mother schon hier wirklich alternativen Indierock-Sound.
Als wäre der zweistimmige Gesang des Geschwisterpaars noch nicht genug, hilft Kollege Jasmin Parkin zusätzlich bei den Vocals. Alle drei harmonieren ausgezeichnet miteinander und legen diese leicht weinerlichen, zerbrechlich wirkenden Klangnuancen im Singorgan an den Tag.
Meist übernimmt Herr Guldemond die Führung, gibt er sie jedoch wie bei "Sleep Awake" an die Frauen ab, entsteht ein wunderbar ruhiger Sound. Etwas quiekend, aber trotzdem weich passt sich der Gesang erfolgreich den leisen Klängen an.
Das vielfältig gestrickte Album überzeugt auch auf textlicher Ebene. Das country-eske "Wrecking Ball" reiht sich genauso passend in die Titelanordnung ein wie das ruhige "Miles" mit seinen verzerrten Gitarreneinsätzen und dem simplen, aber klugen Text: "My lover, my maker, my breaker / Take me by the hand / We could go walking for miles / Once we reach the sand we gonna make it."
Schräger, aber nicht minder spannend geht es bei "Wisdom" und "Hay Loft" zur Sache. Hier zeigen sich Mother Mother aus Vancouver von ihrer skurrilen, unangepassten Seite. Kindlich kreischender Gesang und harte Gitarrenriffs geben sich die Hand, lassen ab und an los, um eigene Wege zu gehen. Rangeln miteinander und finden dann doch wieder zueinander. Ebenso hörenswert und von Akustikgitarre, Streichereinsätzen und hinreißenden Backgroundgesängen begleitet die Ballade "Ghosting".
Und noch während Mother Mother beim psychedelisch anmutenden Track "Try To Change" die Zeilen "I will try and try to change / but I just stay the same / In a decadent age I try to change all my decadent ways / but I just can't help but stay the same" singen, lehnt man sich als Zuhörer zufrieden zurück. "Yes, don't change, stay the same!"
3 Kommentare
Ganz nettes Album, vor allem die als "schräg" bezeichneten Songs können mich überzeugen. "Hayloft" ist mMn der Höhepunkt des Albums.
wow, die klingen sehr stark nach "new pornographers".
me likey
Ist bei mir nochmal gewachsen und eine Sommerplatte im besten Sinne des Wortes geworden.