laut.de-Kritik
Stumme Begleitung für lange Autobahnfahrten.
Review von Giuliano BenassiLange Autobahnfahrten haben etwas Mystisches. Sofern man sich nicht fluchend von einem Stau zum nächsten hangelt, setzt irgendwann ein gemäßigter Trance-Zustand ein, in dem das Unterbewusstsein am Steuer sitzt und die Gedanken freien Lauf nehmen. Als stumme Reisebegleitung bietet sich "M.i.p.V II" an. Stumm, weil die Band bis auf ein Stück auf Gesang verzichtet und nur auf Instrumente setzt.
Músicas Interminàveis Para Viagem bedeutet übersetzt "endlose Musik zum Reisen". Dahinter verbergen sich die aus dem brasilianischen Porto Alegre stammende Gitarristin Laura L sowie die Schlagzeuger Marie Leão und Santiago Rodrigues. Lateinamerikanische Rhythmen verarbeiten sie in ihrer Musik aber nicht, eher Einflüsse aus den 70er Jahren aus ihrer Wahlheimat Deutschland.
Can oder Neu! zu bemühen ist vielleicht etwas übertrieben, aber etwas Krautrock steckt in diesem Album zweifellos – in Form von improvisierten, langen Gitarrensoli, die sich nicht von traditionellen Songstrukturen einengen lassen.
Mal ruhiger, mal schneller, aber nie hektisch, erzeugen M.I.P.V. eine verträumte Klangkulisse, die weder Anfang noch Ende hat, sondern einer großen Laufbahn folgt. Loops sorgen für etwas Abwechslung, "Medo Da Morte" mit der Gaststimme der Sängerin Miss Vergnügen fällt schon richtig aus dem Rahmen.
"M.i.p.V.II" ist nichts für Porsche-Fahrer oder Sportsitzpupser mit Krawall-Auspuff. Eher für Limousinen mit überdimensionierten Anlagen, die gemütlich auf der Autobahn dahin gleiten.
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