Der Krieg um die Daten im Netz geht weiter. Kurz nachdem die RIAA einem Gesetzentwurf zugestimmt hatte, wurde ihre Homepage für zwei Tage lahm gelegt.

Los Angeles (co) - Am Freitag Abend wurde die Homepage der RIAA (Recording Industry Association of America), die sich für die Rechte der Copyrightinhaber einsetzt und mit der deutschen GEMA vergleichbar ist, lahm gelegt. Der Sabotageakt dauerte zwei Tage an, Anlass scheint die Zustimmung der RIAA zum Gesetzentwurf des Abgeordneten Howard Berman zu sein. Dessen Ergänzung zum DMCA (Digital Millennium Copyright Act) sieht vor, dass Copyright-Inhabern nach Hack-Attacken gegen Peer-to-Peer-Tauschbörsen straffrei davon kommen.

Der "Peer to Peer Piracy Prevention Act" soll laut Berman nur zum "Sperren, Stören, Blockieren oder Ablenken" von P2P-Portalen genutzt werden können, denn das Zerstören, Infizieren mit Viren oder Verändern ist nur durch eine gerichtliche Verfügung möglich. Erlaubt wären allerdings Denial of Service-Attacken (DoS), wie auch die RIAA eine abbekam.

Der Gesetzesvorschlag brachte schon einigen Aufruhr mit sich: die IT-Industrie sieht darin nur eine Gefährdung für das Überleben der P2P-Technologie. "Das Gesetz ist ein Albtraum", zitiert Futurezone Mark Lemley, der an der Berkeley Universität Urheberrecht und Geistiges Eigentum unterrichtet. Auch Sprecher der CCIA (Computer and Communications Industry Association), zu der Mitglieder wie AOL, Time Warner oder Nokia gehören, hatte schon bekräftigt, sich mit allen Mitteln gegen den Entwurf zu stellen. Etwas Beruhigendes hatten die Worte Bermans jedoch auch, denn er selbst erwähnte ein Befürworter der P2P-Technologie zu sein und durchaus das dahinterstehende Potential zu erkennt aber: "P2P Piraterie muss erledigt werden, und zwar sofort".

Weiter sind die Tauschbörsen-Gegner bereits in England gediehen. Dort wurde am 15. April ein Gesetz verabschiedet, das die Strafe für einen Verstoß gegen die Urheberrechtsbestimmungen von zwei auf zehn Jahre Gefängnisstrafe erhöht hat. Das Gesetz nennt sich "Copyright, etc. and Trade Marks Offences Enforcement Bill" und stößt auf Zustimmung seitens der Musikindustrie, die darin einen "bedeutenden Schutz" gegen Musikpiraterie sieht. Bei der EEF (Electronic Frontier Foundation) ist man dagegen der Meinung, dass derartige Gesetze nur zu einer Legalisierung der Computerkriminalität führen und eine strategische Kontrolle der digitalen Informationsübermittlung mit sich bringen.

So verhärten sich die Fronten zusehens. Auch unter Musikern herrscht Zwietracht: während Bands wie Radiohead ihre Fans auffordern, Konzerte mitzuschneiden und ins Internet zu stellen, halten andere die Betreiber von Tauschbörsen ganz einfach für Kriminelle. So fordert beispielsweise Ashanti in einem aktuellen Interview härtere Strafen: "Ich bin dafür, dass man die Menschen, die so destruktiv mit der Kunst anderer umgehen, mit Gefängnis bestraft." Vor allem die Vorstellung, Unbefugte könnten mit ihrer Arbeit Geld verdienen, macht Ashanti "aggressiv".

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