Die Doku bringt die musikalische Geschichte der Hardrock-Legende erstmals auf die große Leinwand. Das Resultat überzeugt.
Berlin (jmb) - Erstmals bringt die Dokumentation "Becoming Led Zeppelin" von Bernard MacMahon und Allison McGourty die Geschichte von Led Zeppelin auf die große Leinwand. Robert Plant, Jimmy Page, John Bonham und John Paul Jones gelten als die unangefochtenen Pioniere des Hardrock, ihre Hits wie "Whole Lotta Love", "Stairway to Heaven" und "Black Dog" zählen zu den bekanntesten Rocksongs aller Zeiten. Mit ihrer einzigartigen Mischung aus Progressive Rock, Blues und Folk prägten sie die Musiklandschaft der späten Sechziger- und Siebzigerjahre. Meister der Improvisation, die harte und sanfte Klänge miteinander verwoben, zählen sie bis heute zu den einflussreichsten Rockbands. Erstaunlich eigentlich, dass es erst jetzt eine autorisierte Dokumentation gibt. "You need cooling. Baby, I'm not fooling."
Der Film begibt sich auf eine Reise zu den Anfängen des Quartetts. Alle noch lebenden Mitglieder stellten sich für Gespräche zur Verfügung. Der 1980 verstorbene Schlagzeuger Bonham gab damals kaum Interviews. Für "Becoming Led Zeppelin" stöberten MacMahon und McGourty seltene Tonbandaufnahmen auf. Viele Fans dürften Bonhams Stimme hier zum ersten Mal hören. Besonders eindrucksvoll sind die Echtzeitreaktionen von Plant, Page und Jones, als sie diese Tonspuren vorgespielt bekommen. Rührend, wie sie dabei alle ins Schmunzeln geraten.
Jedes Mitglied der Band trug seinen eigenen Teil zum massiven Erfolg bei. Von ambitionierten Sessionmusikern entwickelten sie sich zu einigen der größten Rockstars aller Zeiten. Die Dokumentation stellt die unterschiedlichen Charaktere der Band vor: Robert Plant als exzentrische Rampensau, Jimmy Page als mysteriöser Visionär und Gitarrengott, John Paul Jones als bodenständiger Multi-Instrumentalist und schließlich John Bonham, Familienmensch und zuverlässiges Rückgrat der Band. Dass diese so unterschiedlichen Persönlichkeiten zusammenfanden, scheint zunächst widersprüchlich. Bonhams Ehefrau Pat klagte wiederholt, er solle sich von diesem "Nichtsnutz" Robert Plant fernhalten. Glücklicherweise hörte Bonham nicht auf diesen Rat. So unterschiedlich die Mitglieder auch waren, der Elan und die Innovation der Band zeigten, dass gerade diese Mischung nötig war, um die Rockwelt zu revolutionieren.
"Es ging darum, Geschichte zu schreiben."
Led Zeppelin wollten stets die Grenzen der Kreativität sprengen. Doch ihr avantgardistischer Ansatz traf anfangs auf viel Skepsis. Als Nachfolgeband der Yardbirds fanden sie bei Musikkritikern zunächst wenig Anklang. Die Rock-Propheten galten lange nichts im eigenen Land. Ein Kameraschwenk ins Publikum erinnert an die Szene aus "Zurück in die Zukunft", als Marty McFly nach einem krachenden Gitarrensolo feststellt, dass die Zuschauer für diesen Sound noch nicht bereit seien: "Ich schätze, ihr seid wohl noch nicht so weit. Aber eure Kinder fahren da voll drauf ab!"
Ganz so lange mussten Led Zeppelin jedoch nicht warten. Der Durchbruch gelang ihnen 1969 im Zuge einer langen US-Tour als Support-Act von Bands wie Vanilla Fudge, The Who und Alice Cooper, insbesondere in Kalifornien. Im selben Jahr erschien ihr selbstbetiteltes Debütalbum. Langsam dämmerte dann auch dem britischen Publikum, dass hier etwas Großes im Gange war.
Die Dokumentation überzeugt mit bisher ungesehenem Archivmaterial. Alte Fotos und frühe Aufnahmen zeigen, wie brav sie doch alle einmal waren - alle bis auf Plant, der war eben schon immer ein Draufgänger. Live-Mitschnitte der Band und Behind-the-Scenes-Material verschmelzen mit bunten Farbeffekten zu einer sinnlichen Collage. Die beeindruckende Klangqualität macht das Kinoerlebnis intensiv. Der legendäre Auftritt von "Dazed and Confused", bei dem Page seine E-Gitarre mit einem Geigenbogen spielte, ist hier besonders eindrucksvoll. Wer die Chance hat, den Film im Kino zu sehen, sollte sie unbedingt nutzen.
"All the good times, baby, I've been misusing"
Die 121 Minuten Spielzeit vergehen wie im Flug, doch das Ende wirkt abrupt. Passend zum Titel liegt der Fokus klar auf dem "Becoming" der Band, also auf den Anfängen und ersten Erfolgen. Die späteren Entwicklungen und Schicksalsschläge wie Bonhams früher Tod und die Auflösung der Band werden ausgeklammert. Auch die dunkleren Kapitel der Bandgeschichte, die Drogenexzesse und der umstrittene Umgang mit Groupies, bleiben am Rand. Obwohl MacMahon und McGourty als Teil ihrer Recherche mit zahlreichen Menschen aus dem Umfeld der Band gesprochen haben sollen, kommen einzig die Bandmitglieder zu Wort, und die hatten offenbar keine Lust auf eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Werk. Die Doku bleibt eine Hommage an die musikalische Kraft, eine Rockparty für Alt und Jung, die auch für die kleinen Fans geeignet ist (FSK 6).
Am Ende ermutigt Page dazu, an sich selbst zu glauben und nach den Sternen zu greifen. Der Abspann rollt. Plötzlich wird einem wieder bewusst, dass wir uns im Jahr 2025 befinden, nicht in den wilden 70ern. Zeit, die alten Platten herauszukramen und im Led Zeppelin-Fieber zu schwelgen.
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