Die GEMA wehrt sich gegen die Kritik mächtiger Label-Bosse und YouTube. Derweil greifen Hobby-Hacker ihre Homepage an.

Hamburg (dtm) - Seit Jahren warten Musikfans auf eine Einigung zwischen dem Google-Videoportal Youtube und der Musikverwertungsgesellschaft GEMA. In einem Spiegel Online-Bericht brachten die Label-Bosse von Sony Music und Universal letzte Woche mit heftiger Kritik an der GEMA frischen Wind in die Angelegenheit.

Die Auswirkungen des Streits kennt jeder: Statt abrufbarer Videos ein schwarzes Fenster mit dem Verweis auf die Musikkonzerne. Nun hat YouTube die Information explizit geändert und teilt den Nutzern mit: "Leider ist dieses Video in Deutschland nicht verfügbar, da die GEMA die Verlagsrechte nicht eingeräumt hat." Bereits Ende 2010 reichte die Verwertungsgesellschaft Klage gegen Google ein.

Deutschland, "ein Entwicklungsland"?

Die Label-Chefs Frank Briegmann von Universal und Edgar Berger von Sony Music sind von der angespannten Situation ziemlich genervt. Briegmann stellt sich die Frage, "warum eine Einigung zwischen Verwertungsgesellschaft und YouTube in vielen Musikmärkten möglich ist, nicht aber in Deutschland". Berger hat darauf sogar eine Antwort: "Einige [GEMA-Aufsichtsrat-] Mitglieder scheinen noch nicht im Digitalen Zeitalter angekommen zu sein." Außerdem bezeichnet er Deutschland im digitalen Musikmarkt als "Entwicklungsland".

Den allgemeinen Vorwurf der Blockade-Haltung weist GEMA-Sprecher Peter Hempel nun zurück, schließlich habe man sich "konstruktiv und schnell" mit dem Streamingdienst Simfy einigen können. Mit YouTube kam es bisher nicht dazu, was mit den unterschiedlichen finanziellen Auffassungen beider Parteien zusammenhängt. Die Gema fordert nach Medienberichten zwölf Cent pro Aufruf eines Musikvideos, was YouTube als illusorisch bezeichnet.

Universal-Chef: "GEMA-Preisliste unrealistisch"

Auch Briegmann hält die veröffentlichte Preisliste der GEMA für "schlicht unrealistisch". Das Geld könne niemals über Werbung rückerwirtschaftet werden. Vor zwei Jahren noch hieß es, die GEMA hätte einen Cent pro Abruf angeboten, aber zusätzliche Nutzungsdaten verlangt.

Vor allem diese Preisliste hat wohl die Hacker-Gruppe Anonymous auf den Plan gerufen. In einem Video warnte die Gruppe am Freitag die GEMA: "Wir beobachten mit Sorge eure überhöhten Forderungen bezüglich urheberrechtlich geschütztem Material auf YouTube und anderen Plattformen dieser Art. [...] Wenn sich dieses Verhalten nicht ändert, sehen wir uns gezwungen, weitere Maßnahmen einzuleiten." Diese äußerten sihc in mehreren Attacken, deren massenhaftes Abfragen die GEMA-Homepage lahmlegte.

"GEMA-Homepage hielt Hackerangriffen stand"

Nach Aussage von GEMA-Sprecherin Bettina Müller war die Seite zwar "kurzzeitig überlastet und die Services daher nicht abrufbar, doch die Server hielten dem DDoS-Angriff stand." In einer heutigen Pressemitteilung, die mit dem Betreff "Viel Lärm" betitelt wurde, verteidigt die Verwertungsgesellschaft ihr Verhalten und bezeichnet das Medienecho der vergangenen Tage als "heiße Luft", da sich die Lage seit Monaten nicht geändert habe.

Gespräche liegen auf Eis

Zu der neuen Text-Botschaft bei gesperrten Videos wird der Syndikus Alexander Wolf zitiert: "Der Text suggeriert dem User, dass die GEMA YouTube Verlagsrechte nicht eingeräumt hat. Fakt ist jedoch, dass YouTube diese Reche bislang einfach nicht erworben hat." Außerdem wird darauf hingewiesen, dass die GEMA verpflichtet ist, jedem Musiknutzer Lizenzverträge anzubieten.

Das Verhalten von YouTube sei insofern inkonsequent, als das Video-Portal eigentlich alle Videos aus dem GEMA-Repertoire löschen müsste. "Da dies aber nicht der Fall ist, handelt es sich bei den von YouTube freiwillig eingeleiteten Sperrungen der Videos wohl um reine Willkür."

Willkür hin, Blockade-Haltung her, für alle Beteiligten (Labels, YouTube, GEMA und natürlich die User) wäre eine schnelle Einigung sinnvoll und schön. Aber gerade wegen der laufenden Klage liegen die Gespräche derzeit auf Eis.

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41 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    also ... diese ganzen "Label-will-Geld-Geschichten" die man immer und immer wieder hört, auch im Zusammenhang mit Piraterie und was weiss ich ... das würde mich alles nur halb so stören wenn die Typen nicht den Arsch voll Geld hätten...

  • Vor 13 Jahren

    Mich würd' die ganze Geschichte weniger stören, wenn da erstens nicht diese Feindseligkeit zwischen GEMA und youtube öffentlich auf eine ziemlich niveaulose Art und Weise zur Schau gestellt würde und zweitens ein paar ungefragte Labels augenscheinlich die Personen ins Knie zu ficken gedenkt, die ihre Interpreten mit Material versorgen. Eigentlich eine erschreckende Entwicklung.
    Gruß
    Skywise

  • Vor 11 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 11 Jahren

    Was mich nervt: Mitunter suche ich Videos, bei denen mich vor allem die Bilddarstellung interessiert (Lehrvideos), aber da dort anscheinend im Hintergrund Musik läuft, zu der die GEMA die Verlagsrechte nicht freigegeben hat, erscheint nur dieser unnütze Hinweis. Das heißt: ich kann mir das Video dann gar nicht ansehen, anstatt dass es mir ohne Ton gezeigt wird. Und das nenne ich: über das Ziel hinaus geschossene Verbieterei.

  • Vor 11 Jahren

    @Akonni (« Was mich nervt: Mitunter suche ich Videos, bei denen mich vor allem die Bilddarstellung interessiert (Lehrvideos), aber da dort anscheinend im Hintergrund Musik läuft, zu der die GEMA die Verlagsrechte nicht freigegeben hat, erscheint nur dieser unnütze Hinweis. Das heißt: ich kann mir das Video dann gar nicht ansehen, anstatt dass es mir ohne Ton gezeigt wird. Und das nenne ich: über das Ziel hinaus geschossene Verbieterei. »):

    und weisst du, was mich nervt? ach was solls