Auch 2021 wird eines der größten Festivals der Welt ausfallen. Was bedeutet das für Rock am Ring, Hurricane/Southside oder Wacken?

Glastonbury (ebi) - Er war schon nach der Absage des 50. Jubiläums im vergangenen Sommer skeptisch, ob das Festival bereits 2021 zurückkehren würde. Nun hat Organisator Michael Eavis das Glastonbury zum zweiten Mal wegen der weltweiten Covid-19-Pandemie gecancelt: Obwohl man Himmel und Erde in Bewegung gesetzt habe, sei es unmöglich, das Festival durchzuführen, heißt es in einem Twitter-Statement.

Bereits gekaufte Tickets werden auf 2022 übertragen. Das Festival nahe des gleichnamigen 9.000-Seelen-Städtchens im Süden Englands findet seit 1970 statt. Zur bis dato letzten Ausgabe 2019 kamen 203.000 Fans. Das Jahr mit der Rekordbesucherzahl von 300.000 liegt schon länger zurück: 1994.

Was bedeutet die Absage für den Festivalsommer?

Bedeutet die neuerliche Glastonbury-Absage für Festivals in Europa bzw. Deutschland wie Rock am Ring/Rock im Park, Hurricane/Southside, Splash! Festival oder Wacken nun ein schlechtes Omen? Man kann zwar davon ausgehen, dass Festival- und Konzertveranstalter angesichts der angelaufenen Massenimpfungen alle Hebel in Bewegung setzen, um zu so etwas wie den Normalbetrieb zurückzukehren.

Gleichzeitig ist nicht zuletzt angesichts der neu aufgetauchten Virusmutanten recht offensichtlich, dass der Festivalsommer 2021 insgesamt auf Messers Schneide steht. Deutschlands bekanntester Virologe Christian Drosten macht im aktuellen Spiegel-Interview jedenfalls wenig Hoffnung: Die Auswirkungen der Impfungen dürften - vorausgesetzt es geschieht nichts Unvorhersehbares - wohl erst Mitte Herbst durchschlagen, betont der Virologe. Für Großveranstaltungen im Sommer sieht es derzeit also nicht gut aus.

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2 Kommentare mit 13 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    Bis dahin wird es kleine Festivals eh nicht mehr geben, weil der Bandnachwuchs fehlt....Mal sehen wie gut die großen Festivals das alles finanziell verkraften....

    • Vor 3 Jahren

      Das ist halt das Problem. Der Abschaum für Abstürze bleibt erhalten, die kleinen Perlen werden draufgehen.

    • Vor 3 Jahren

      Es gibt mehr als genug Bandnachwuchs, das Problem liegt bei den Hörern, die in der überwältigenden Mehrheit nur hört, was sie schon kennen.

    • Vor 3 Jahren

      Ja. Und das hat ebenfalls mit dem verschwindenden Kulturangebot und den steigenden Preisen in Städten zu tun.

    • Vor 3 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 3 Jahren

      ...und vielleicht auch ein ganz klein wenig mit Plug In-Algorhitmen für Audioaufnahme- und Bearbeitungsssoftware, die gerade neu entstehende Musik in Echtzeit auf ihre "Feature Friday"-Listentauglichkeit auf Spotify hin abklopfen kann, obwohl jetzt eh schon seit fast 30 Jahren alle Menschen, die beim PC-Neukauf versehentlich von einem Ableton Light-Preinstall gestreift wurden, erst mal genau das nachproduzieren wollen, was bis letzten Samstag vorm Lockdown auf der Ü30-Ibiza&80s-Singleparty nach 3 Weizen und 2 Klaren auch Ihnen so geil in die Hüften ging?

    • Vor 3 Jahren

      Ach ja... Das alte, aber nicht unwahre Softwareproblem der Musik... Fast jeder wünscht sich echte Performances, aber die Algorithmen und Tools drängen dazu, sich mit weniger zufriedenzugeben.

  • Vor 3 Jahren

    Einerseits wird es göttlich, wenn Musiker endlich wieder auf Bühnen stehen. Andererseits besteht ja noch das künstlerische Vakuum, das durch den Wegfall des Miteinander-Rumhängens unterschiedlichster Musiker entstand. Wobei das natürlich durch den spätkapitalistischen Wegfall kreativer Unterhaltungsräume in Städten zwar vorher schon da, aber eben entsprechend kleiner war.

    Will sagen: Ich kanns kaum erwarten, daß es wieder losgeht. Es wird danach aber vermutlich noch etwas dauern, bis "die Szenen" wirklich interessant werden.

    • Vor 3 Jahren

      Hatte nach dem Brexit auch eine Neubelebung der Szene in England erwartet. Wird wohl auch noch etwas dauern.
      Scheinbar leiden die Menschen noch nicht genug!? War Punk in seiner Entstehung Mitte der 70er wirklich dem Thatcherismus geschuldet oder eher dem damaligen Zeitgeist? Kann man wohl nur beantworten, wenn man von Anfang an dabei war. Ist auch die Frage, ob was wirklich neues überhaupt noch möglich ist oder alles schon gesagt ist. Ich mein jetzt im kommerziellen Sektor.
      Was meinst du mit "die Szenen"?

    • Vor 3 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 3 Jahren

      Im englischen Teil der Insel hat es ähnliche Gründe wie hier. Will nicht schon wieder mit den Sleaford Mods kommen, aber die bilden eine der wenigen Blüten des Elends. Und die sagen auch immer wieder klar, daß die legendären Rumhänge-Locations hinfortgentrifiziert wurden. So gibt es weder sterbende Industrien der Arbeiterdreckslochstädte wie in den 70ern, wo man eben irgendwie die Zeit totschlagen mußte, noch Viertel in den Großstädten, die von Verstoßenen belebt wurden.

      Heute sind die ehemaligen Kultstädte eben ähnlich polierte Glasfassaden wie es London schon länger ist.

      Mit "Szenen" meinte ich eben diese Orte des Künstlerpöbels, wo sich Rocker, Hopper, Punk, Elektroguru und Kunststudent "Gute Nacht" sagen.

    • Vor 3 Jahren

      Danke für die Klarstellung. Die Sleaford Mods sind ein gutes Beispiel und auch das neue Album macht mir wieder richtig Laune.
      Übrigens sehr interessant deine Aussage, dass die ehemaligen Kultstädte kaum noch von den Metropolen zu unterscheiden sind.
      Ist ja bei uns genauso. Kennste eine Stadt, kennste alle. Wie bei Aldi.

    • Vor 3 Jahren

      Leider. Völlig klar, das ist verallgemeinernd. Aber Wuppertal ist für aufregende Leute jetzt auch nicht viel günstiger und lebendiger als der "ärmere" Teil von Stuttgart. Und wenns mal kurz nen Trend gibt, regelt der Markt das ratzfatz. Vor zehn, fünfzehn Jahren war Leipzig ja mal sehr angesagt. Es dauerte aber nicht lange, bis mit der Hilfe profilgeiler Lokalpolitiker die Stadt unter den Hammer kam. Für ne "Szene" ist das zu schnell weg.

      Mußte da an die aktuelle Interviewreihe von Martin Scorsese auf Netflix denken, in der er Fran Lebowitz interviewt ("Pretend It's A City"). An einer Stelle sagt sie etwas in der Art, die Bedingung von Kultur seien Zigaretten und eine Ecke zum Plaudern. Da ist viel dran.

    • Vor 3 Jahren

      "An einer Stelle sagt sie etwas in der Art, die Bedingung von Kultur seien Zigaretten und eine Ecke zum Plaudern."
      Wirklich gut und auf den Punkt gebracht :)
      Als Beispiel für eine Szene, die sich nicht unterkriegen lässt, fällt mir das Backstage in München ein. Wirkt mittlerweile wie ein gallisches Dorf inmitten von Bürokomplexen und sogenannten Mittelstandswohnungen (die sich natürlich kein nach meinem Verständnis lautenden Mittelständler mehr leisten kann, außer er zahlt ab, bis er 150 Jahre alt ist).
      Bin echt überrascht, dass das Backstage noch nicht abgerissen wurde. Gerade die Corona Pandemie wäre doch ein idealer Schachzug von der Stadt, diesen Veranstaltungsort als überflüssig zu deklarieren. Ich hoffe, die halten durch. Das Dark Easter Festival musste gerade wieder abgesagt werden.

    • Vor 3 Jahren

      Ist lange her, daß ich in München war. Habe vom Backstage noch nie gehört. Ich drücke die Daumen, daß es noch da sein wird, wenns mich in den Süden verschlägt. Danke für den Tipp!