Die Metalcore-Band aus North Carolina sorgt auf ihrer ersten Europatour für echtes Underground-Feeling.

Konstanz (drö) - "Es ist unser erstes Mal in Übersee und unser erstes Mal in Deutschland", fasst Filth-Frontmann Dustin Mitchell zusammen. Ein Satz, der eigentlich Neugier und Aufbruchsstimmung transportieren sollte – in Konstanz jedoch leider eher ein erklärender Nachsatz war. Denn die Besucherzahlen blieben überschaubar. Suspekt: Wenn bei einem Metal-Konzert mehr Menschen an der Bar und auf den Emporen stehen als im Pit.

Trotzdem ließen sich die Deathcore-Metaller aus North Carolina nicht beirren und lieferten ein starkes Set ab – musikalisch kompromisslos, technisch präzise und mit einer beachtlichen Liveenergie. Vielleicht liegt es schlicht an der eher kaum vorhandenen Metalszene in Konstanz, dass die Halle nur mäßig gefüllt war. Anderswo hätte dieser Abend wohl ein besseres Echo hervorgerufen.

Brutale Breakdowns

Den Auftakt machte um 20 Uhr der Metalcore-Act Stellvris aus Prag. Frontfrau Nicol Hofman ließ sich von der anfänglichen Leere vor der Bühne nicht beeindrucken. Mit Routine und Charisma forderte sie das Publikum auf, näherzukommen, und startete die ersten Mosh- und Circlepit-Versuche – nicht ohne selbst beherzt mit einzusteigen. Hofmans Gesang ist live bemerkenswert vielseitig, pendelt mühelos zwischen klaren Melodien und aggressiven Screams. Der Einstiegssong "Avatar" zeigte bereits die Spannbreite zwischen Rockelementen und Core-Strukturen, während "Hell-0" mit unerwartet brutalen Breakdowns überraschte.

Trotz technischer Probleme auf dem In-Ear-Monitoring spielte die Band fehlerfrei. Die Fläche vor der Bühne füllte sich allmählich, und wer es sich vorher auf den Emporen bequem gemacht hatte, stand nun zumindest mal auf dem Floor. Ein Highlight des Sets war das ironisch mitreißende Nicki Minaj-Cover "Starships", das sowohl für Irritation als auch für breite Grinsen sorgte. Abgeschlossen wurde der Auftritt mit dem kraftvollen "Echoes Of The Past", in dem Pop-Hooks und harte Riffs aufeinanderprallen – ein Song, der zeigt, wie viel Genre-Flexibilität im modernen Metalcore steckt.

Massive Livequalität

Filth standen kurz nach 21 Uhr auf der Bühne, nachdem sie zuvor noch entspannt am Merch-Tisch verweilten. Mitchell ließ sich nicht lange bitten und rief die Leute vor der Bar zurück zur Bühne. Der Opener "Stay Gutter" lieferte ein kraftvolles Statement, das die Livequalität der Band direkt unter Beweis stellte – druckvoller als auf Platte, technisch sauber, stimmlich intensiv. Mit Tracks wie "Play Dead", "Gutter" und "Opp-Stoppers" arbeiteten sich die Amerikaner quer durch das neue Album "Southern Hostility".

Zwischen den Songs gabs die typischen Genre-Ansagen: "Hell yeah!" und "Wenn du Freunde hier hast, dann hau' ihnen eine rein!" – martialisch, aber mit einem Augenzwinkern. Mit "Insecurities" und dem brachialen "Chin Check" folgten weitere Höhepunkte der Diskografie. Der Sound im Kulturladen war erstaunlich differenziert – keine matschigen Gitarrenwände, sondern sauber ausgesteuerte Breakdowns und fette Drums mit auffallend vielen Cowbells im Offbeat.

Kein Hype, keine Attitüde – nur Musik

Nach dem Schlusspunkt "Cement Shoes" setzte es doch noch eine Zugabe. Eein letztes Mal "Chin Check", diesmal mit umso mehr Nachdruck. Danach blieb die Band, genauso wie Stellvris, noch am Merch-Tisch – für Fotos, Gespräche und sympathischen Smalltalk. Ein Abend, der mehr Publikum verdient gehabt hätte.

Beide Bands zeigten, dass Death- und Metalcore live funktionieren – selbst vor kleiner Kulisse. Und vielleicht ist es genau das, was Underground-Konzerte am Ende doch so besonders macht: Kein Hype, keine Attitüde – nur Musik. Und die war an diesem Abend mehr als solide.


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