Französischer Metalcore mit Wohnzimmerflair.

Dornbirn (drö) - Wer Landmvrks kennt, weiß: Ihre Zeiten in kleinen Clubs sind eigentlich vorbei. Um so überraschender, dass sich die Metalcore-Meister aus Marseille auf den Weg ins abgelegene Dornbirn machen. Keine Großstadt, keine riesige Halle – sondern Wohnzimmerflair in Vorarlberg. Und ja, ich war erstmal perplex.

Von Konstanz aus, über zwei Landesgrenzen hinweg, hatte ich doch irgendwie mit mehr gerechnet. Der Conrad Sohm – ein Club mitten im Nirgendwo. Wenn man den Arsch der Welt sucht: Genau hier ist er. Direkt am Flussableger, am Hang gelegen, bietet sich vor dem Konzert die Gelegenheit, in Ruhe anzukommen. Die Location? Eine kleine Terrasse mit Merchstand, Bar, Essen und Fotobox. Drinnen: ein kompakter Raum mit zwei Bars, die Bühne, und wenn man nach links hinausschaut – direkt Natur. Skurril schön. Unter den Autos auf dem Parkplatz dominieren deutsche Kennzeichen, definitiv eine längere Fahrt wert.

Doors um 19 Uhr, Beginn um 20 Uhr. Stray From The Path starten pünktlich und liefern in rund 40 Minuten einen kompromisslosen Abriss. Die Hardcore-Veteranen aus den USA müssen das Publikum nicht lange anheizen – ab dem ersten Song wird in der Mitte der Kreis freigeräumt und wild in die Luft geschlagen. Circle Pit, Moshpit, Stagediving – und das trotz Wellenbrecher vor der Bühne. Die Fanbase ist da, viele Hände gehen nach oben, als gefragt wird, wer die Band schon mal live erlebt hat. Landmvrks sind also nicht die einzigen, die nach Dornbirn gelockt haben.

Zur Halbzeit eine Live-Kostprobe vom neuen Album "Clockworked", und für den gemeinsamen Track gibt's ein Highlight: Florent Salfati von Landmvrks kommt auf die Bühne. Das Publikum jubelt. Später, beim Set von Landmvrks, wird Stray-Frontmann Andrew Di Jorio zum Duett zurückgeholt – gegenseitige Unterstützung, wie man sie sich nur wünschen kann.

Nach einem ausgiebigen Soundcheck ist es dann so weit: Landmvrks entern die Bühne und starten ohne Umwege mit "Creature". Aggressiv, packend, ein echter Publikumsliebling. Und sofort wird klar: Salfatis stimmliche Vielfalt – vom Sprechgesang über Growls und Shouts bis zum klaren Gesang – funktioniert nicht nur im Studio. Live ist das ein Spektakel, das man so kein zweites Mal erlebt.

"I say 'feel like', you say 'death'" – und in diesen Momenten fühlt man alles, nur nicht Tod. Mit Songs wie "Blistering" wird es noch kathartischer, "Sulfur" und "Blood Red" lassen die rohe Gewalt des neuen Albums "The Darkest Place I've Ever Been" live spürbar werden. Besonders "Sulfur" entfaltet eine unglaubliche Härte – gesangliche Weltklasse.

Bei "Suffocate" steht Salfati alleine auf der Bühne. Clean Guitar, Klargesang – Gänsehaut pur. Die Handys kommen raus, endlich ein Moment zum Durchatmen ohne Angst, das Smartphone im Pit zu verlieren. Auch "Rainfall" wird mit solcher Intensität performt, dass man die Songauswahl nur feiern kann. Mittendrin gibt's noch eine Spray-Einlage: Salfati taggt ein "V" auf eine Leinwand – das Albumcover von "The Darkest Place I've Ever Been". Ein bisschen deplatziert in dem engen Raum, der Sprayduft beißend, aber hey – französischer Stilbruch darf sein.

Mit "Say No Word" entwickelt sich ein Live-Monster, dessen Breakdowns locker mit Stray From The Path mithalten. Wenn das die Rehe draußen im Wald nicht mitsteppen lässt, weiß ich auch nicht weiter. Bevor es mit einem "Merci beaucoup" von der Bühne geht, folgt das große Finale: "Self Made Black Hole". Auf Platte schon stark, live noch gewaltiger. Ein perfekter Abschluss für einen Abend, der mehr Wohnzimmer als Weltstadt war – aber an Energie, Emotion und Sound kein Stück gespart hat.


Fotos

Dornbirn, Conrad Sohm, 2025 Französischer Metalcore in Österreich. Support: Stray From The Path.

Französischer Metalcore in Österreich. Support: Stray From The Path., Dornbirn, Conrad Sohm, 2025 | © laut.de  (Fotograf: Emil Dröll) Französischer Metalcore in Österreich. Support: Stray From The Path., Dornbirn, Conrad Sohm, 2025 | © laut.de (Fotograf: Emil Dröll) Französischer Metalcore in Österreich. Support: Stray From The Path., Dornbirn, Conrad Sohm, 2025 | © laut.de (Fotograf: Emil Dröll) Französischer Metalcore in Österreich. Support: Stray From The Path., Dornbirn, Conrad Sohm, 2025 | © laut.de (Fotograf: Emil Dröll) Französischer Metalcore in Österreich. Support: Stray From The Path., Dornbirn, Conrad Sohm, 2025 | © laut.de (Fotograf: Emil Dröll) Französischer Metalcore in Österreich. Support: Stray From The Path., Dornbirn, Conrad Sohm, 2025 | © laut.de (Fotograf: Emil Dröll) Französischer Metalcore in Österreich. Support: Stray From The Path., Dornbirn, Conrad Sohm, 2025 | © laut.de (Fotograf: Emil Dröll) Französischer Metalcore in Österreich. Support: Stray From The Path., Dornbirn, Conrad Sohm, 2025 | © laut.de (Fotograf: Emil Dröll) Französischer Metalcore in Österreich. Support: Stray From The Path., Dornbirn, Conrad Sohm, 2025 | © laut.de (Fotograf: Emil Dröll) Französischer Metalcore in Österreich. Support: Stray From The Path., Dornbirn, Conrad Sohm, 2025 | © laut.de (Fotograf: Emil Dröll) Französischer Metalcore in Österreich. Support: Stray From The Path., Dornbirn, Conrad Sohm, 2025 | © laut.de (Fotograf: Emil Dröll) Französischer Metalcore in Österreich. Support: Stray From The Path., Dornbirn, Conrad Sohm, 2025 | © laut.de (Fotograf: Emil Dröll) Französischer Metalcore in Österreich. Support: Stray From The Path., Dornbirn, Conrad Sohm, 2025 | © laut.de (Fotograf: Emil Dröll) Französischer Metalcore in Österreich. Support: Stray From The Path., Dornbirn, Conrad Sohm, 2025 | © laut.de (Fotograf: Emil Dröll) Französischer Metalcore in Österreich. Support: Stray From The Path., Dornbirn, Conrad Sohm, 2025 | © laut.de (Fotograf: Emil Dröll) Französischer Metalcore in Österreich. Support: Stray From The Path., Dornbirn, Conrad Sohm, 2025 | © laut.de (Fotograf: Emil Dröll) Französischer Metalcore in Österreich. Support: Stray From The Path., Dornbirn, Conrad Sohm, 2025 | © laut.de (Fotograf: Emil Dröll)

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